Mia san Rock’n’Roll – Die Bayern im Dauer-Delirium
Der Trainer, seines Zeichens wandelnde PowerPoint-Präsentation in Menschengestalt, hat wieder einmal den großen Wurf gelandet. Rotation hier, Taktik da – und am Ende ein 3:0 gegen Leverkusen, das ungefähr so spannend war wie die Wettervorhersage in der Wüste. Ohne ihren Tor-Giganten vorne drin, der sonst aus halben Chancen ganze Siegeshymnen bastelt, spielten die Bayern einfach mal entspannt Rock’n’Roll-Fußball. Nur ohne Gitarren – dafür mit Pressing, das selbst Metallica ins Schwitzen gebracht hätte.
Während der Rest der Liga noch darüber diskutiert, wie man überhaupt gegen diese Maschine bestehen soll, denkt man in München schon in ganz anderen Dimensionen: nicht mehr in Spieltagen, sondern in Epochen. Der Trainer plant „weit voraus“ – vermutlich bis zur nächsten Galaxie. Wer braucht schon einen Plan für Samstag, wenn man den übernächsten Champions-League-Finalgegner im Kopf hat?
In Paris steht die große Prüfung an, aber ganz ehrlich: Wenn die Bayern so weitermachen, wirkt selbst der Parc des Princes bald wie ein Freilichtmuseum für untergehende Titelverteidiger. Während andere Mannschaften von „schweren Spielen“ sprechen, nennt man das in München „Dienstreise mit Eventcharakter“.
Auf der Mitgliederversammlung wurden derweil Zahlen verkündet, bei denen selbst Investmentbanker nervös ihren Rechenschieber polieren würden: Rekord hier, Bestmarke da, plus eine Trophäe für die meisten Pressekonferenzen ohne echte Information. Der Präsident lächelt, der Schatzmeister nickt – und irgendwo im Hintergrund klimpert leise das Vereinslied, während jemand gedanklich schon wieder einen neuen Trikotsponsor in Goldschrift plant.
Das Motto des Abends: „Mia san Rock’n’Roll“ – und zwar auf bayerisch. Kein müdes Blues-Gezupfe, sondern Vollgas mit Lederjacke und Dirndl. Während andere Vereine noch in Moll spielen, haut München die Powerchords raus.
Man stelle sich das vor: In der Kabine kein Motivationsspruch an der Wand, sondern ein Gitarrenriff, das die Spieler auf Betriebstemperatur bringt. Statt „Elf Freunde müsst ihr sein“ heißt es hier: „Elf Verstärker auf Anschlag“.
So rauschen die Bayern weiter durch die Saison – ein bisschen wie eine Tournee mit ausverkauften Stadien, nur dass das Publikum am Ende immer das Gleiche sieht: 3:0, 4:1, 5:0 – Standing Ovations inklusive. Und irgendwo im Hintergrund reibt sich der Rest der Liga die Augen und fragt sich, wann der Wecker klingelt.
Doch der FC Bayern schläft nicht. Der FC Bayern träumt im Takt.