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Mona Lisa trifft Facebook – Wie eine falsche Kunsthändlerin 100 Künstler zur Pinselspende überredete

Ach, die Kunst! Dieses geheimnisvolle Reich zwischen Genie, Wahnsinn und Überweisungsträger. Wo man stundenlang über den Pinselstrich einer Schnecke diskutiert und am Ende doch nur fragt: „Was soll das kosten?“ Und genau da setzt unsere Geschichte an – mitten im zarten Geflecht aus Kreativität, Hoffnung und digitaler Leichtgläubigkeit.

Mona Lisa trifft Facebook – Wie eine falsche Kunsthändlerin 100 Künstler zur Pinselspende überredete

Im idyllischen Bodenseeraum – also dort, wo sonst Segelboote romantisch gleiten und Rentner entspannt am Weißwein nippen – trieb eine besonders kreative „Kunsthändlerin“ ihr Unwesen. Sie hatte den genialen Gedanken: Warum nur Leinwände bemalen, wenn man sie auch einfach einsammeln und dazu noch Eintritt verlangen kann? Über Facebook köderte sie Künstlerinnen und Künstler mit dem Versprechen glanzvoller Ausstellungen und internationaler Sichtbarkeit. Und wer will schon nicht zwischen „Galerie Mailand“ und „Art Basel“ wenigstens mal auf „Facebook Bodensee“ ausgestellt werden?

Die Sache klang verlockend: Einfach das eigene Werk einschicken – und, weil Kunst bekanntlich Geld kostet, eine „Vertragsgebühr“ von rund 2000 Euro bezahlen. Ein echtes Schnäppchen für den großen Durchbruch. Statt Ruhm gab’s dann aber nur eines: ein dickes Minus auf dem Konto und eine Leerstelle in der Seele – beziehungsweise im Atelier.

Die Bilanz liest sich wie ein dadaistisches Meisterwerk der Täuschung: Über 100 Kunstschaffende, 900.000 Euro Schaden, 140 mutmaßliche Betrugsfälle. Eine Galerie der gebrochenen Träume. Die 52-Jährige hatte offenbar nie vor, auch nur ein einziges Bild irgendwo auszustellen. Vermutlich hingen die Werke in ihrer Wohnung – als ironische Installation unter dem Titel: „Künstler glauben alles.“

Aber das Schicksal liebt seine Plot-Twists. Die Polizei rückte an, durchsuchte Räume in Lindau, Kressbronn und Friedrichshafen und beschlagnahmte über 200 Kunstwerke. Wahrscheinlich hingen sie dort alphabetisch sortiert zwischen IKEA-Regalen und einem Schild: „Nur echt mit Vorkasse.“ Über Chatverläufe konnten die Ermittler die geschädigten Künstler identifizieren – vermutlich durch Sätze wie: „Wann ist die Ausstellung nochmal?“ und „Warum steht auf meinem Vertrag ‚Galerie Wohnzimmer‘?“

Die gute Nachricht: Viele Kunstwerke sind inzwischen zurück bei ihren rechtmäßigen Besitzern. Die schlechte: Die Kunsthändlerin sitzt bereits – wegen anderer Betrugsfälle. Man könnte sagen, sie hat ihre Karriere konsequent als Performance-Künstlerin verstanden: „Projekt Haftbefehl – eine Studie in Täuschung.“ Ihr Ehemann steht ebenfalls unter Verdacht, was die Ermittler vermutlich als „gemeinsame Arbeit am Werk“ verbuchen könnten.

Und während manch betrogener Künstler jetzt wieder Pinsel statt Anwalt schwingt, bleibt eine Lehre: Wer seine Kunst via Facebook vertreibt, sollte vielleicht vorher kurz googeln, ob die Galerie überhaupt existiert – oder wenigstens ein Impressum hat.

Denn eines ist sicher: In der Welt der Kunst gibt es viele Formen des Ausdrucks – Öl, Acryl, Aquarell, und leider auch Betrug.