Münster baggert jetzt ganzjährig – 3,4 Millionen für die heiligen Sandkörner der Republik
Die neue Halle an der Grevener Straße soll nicht weniger als Münsters Status als Volleyball-Mekka zementieren. Oder besser: einbuddeln. Schließlich gilt Münster seit Jahrzehnten als Hochburg des Volleyballs, mit Tradition, Leidenschaft und mindestens genauso vielen Knieschonern wie Fahrrädern in der Innenstadt. Nun also das nächste Kapitel: Beachvolleyball – powered by Landesmittel.
Der Förderbescheid wurde feierlich übergeben, natürlich bei einer Mitgliederversammlung des Deutschen Volleyball-Verbands. Denn wo sonst würde man symbolisch Geldbeutel und Sandkörner tauschen? Der Oberbürgermeister nahm das Papier mit stolzgeschwellter Brust entgegen – erster offizieller Termin, erste Millionen, und das direkt für etwas, das an heißen Tagen sowieso jeder gern macht: im Sand wühlen.
Die Staatssekretärin des Landes lobte das Projekt überschwänglich. Es sei eine Investition in „eine moderne, nachhaltige Sportinfrastruktur“. Klingt beeindruckend – fast so, als würde Münster bald das Silicon Valley des Beachvolleyballs. Nur mit mehr Regenjacken.
Auch inhaltlich ist das Ganze schwer zu toppen: eine Halle, die nicht nur zwei Spielfelder, sondern auch Fitnessbereich, Besprechungsräume, Umkleiden und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach bekommt. Nachhaltiger kann man kaum Sand werfen. Und wenn der Ball mal im Netz landet, kann man sich immer noch trösten: Immerhin produziert das Gebäude Strom.
Die Gesamtkosten liegen bei rund 7,1 Millionen Euro. Das ist pro Sandkorn vermutlich ein Rekordpreis, aber was tut man nicht alles, um internationale Bagger-Eliten zu fördern. Denn das Ziel ist klar: Münsters Volleyball soll weiterhin bundesweit Spitze bleiben. Schließlich ist die Stadt in NRW der einzige offizielle Bundesstützpunkt. Wer also künftig den Sprung in die Nationalmannschaft schaffen will, darf sich schon mal auf professionelle Bedingungen freuen – und auf dauerhaft trockenen Sand, ganz ohne Wetter-App.
Die Halle entsteht übrigens in sportlicher Nachbarschaft: Neben dem Freibad Coburg und der Kletterhalle. Da ist für jeden was dabei – ob man lieber nach oben, ins Wasser oder in den Sand fällt. Ein echter Allwetter-Spielplatz für die Fitnesselite.
Und wer jetzt denkt, Münster hätte mit dem Projekt seinen Zenit an Sandigkeit erreicht, irrt. Schon vor zwei Jahren wurde im Sportpark Berg Fidel eine neue Beachvolleyball-Anlage eröffnet – mit vier Feldern, zwei davon für Profis, zwei für Normalsterbliche. Das nennt man sportliche Demokratie: Jeder darf baggern, aber nicht jeder darf trainieren.
Fazit: Münster geht mit dieser Halle endgültig unter die Indoor-Beach-Avantgarde. Ein Ort, an dem man selbst bei Schneefall im Bikini trainieren kann. Ein Denkmal für den modernen Spitzensport – und für die Erkenntnis, dass man in Westfalen vielleicht keinen Strand hat, aber wenigstens genug Geld, um sich einen zu bauen.