Münster is(s)t gut – oder: Wenn Kantinen plötzlich Bio sprechen
Das Projekt soll zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht nur auf PowerPoint-Folien funktioniert, sondern auch auf Tellern. Die Zutaten: regional, saisonal, bio – also alles, was in hippen Großstadtcafés ohnehin schon Standard ist, aber jetzt auch die Ämterküche erreicht. Münster beweist damit einmal mehr, dass zwischen Klimaschutz und Kartoffelbrei kein Widerspruch bestehen muss.
Wenn Kantinen Haute Cuisine spielen
Mit dabei sind die Kantinen der LWL-Klinik, des HWK-Bildungszentrums, der LVM, des Stadthauses 3 und der Stadtwerke Münster. Eine Art kulinarische Superliga des öffentlichen Dienstes. Und das Beste: Alle dürfen einmal nachhaltig kochen – mindestens an einem Tag. Quasi der „Veggie-Thursday“ in Behörden-Edition.
Die Gäste erwartet kein schlapper Salat und keine moralische Moralkeule, sondern drei „Kein-Rezepte“. Warum „Kein-Rezepte“? Weil Münster flexibel bleibt: Einmal Mangold-Nudelpfanne mit Hähnchenstreifen für die Traditionalisten, Kichererbsencurry für die Globaldenkenden und das vegetarische „Himmel und Erde“ für die Nostalgiker.
Das Ganze klingt ein bisschen wie Kantinenküche auf LSD – aber im besten Sinne.
Der lokale Biohändler Ökullus liefert das Gemüse direkt vom Acker in die Töpfe – frischer geht’s nur, wenn der Koch gleich mit der Mistgabel zum Feld fährt. Damit stärkt die Aktion die heimische Landwirtschaft und zeigt: Auch in der Kantine kann man regional essen, ohne gleich die Kuh zu duzen.
Studie: Es geht noch mehr Bio – theoretisch
Laut einer Studie der Öko-Modellregionen NRW setzen zwar viele Küchen auf Bio-Produkte, aber nur ein Bruchteil davon stammt wirklich aus der Region.
Die Zahlen lesen sich wie ein mittelguter Wetterbericht:
Nur ein Viertel der Küchen nutzt mehr als zehn Prozent regionale Bio-Zutaten – der Rest hält sich an das Motto „Global denken, günstig einkaufen“.
Der Grund: zu wenig Ware, zu viele Preise, zu viel Bürokratie.
Aktionen wie „Münster is(s)t gut“ sollen das ändern. Denn wenn der Verwaltungsbeamte sein Curry plötzlich klimafreundlich genießt und danach keinen Nachmittagstiefschlaf braucht, spricht sich das vielleicht herum.
Zwischen Kichererbse und Kreidetafel
Das Ganze ist natürlich kein spontanes Wunder, sondern das Ergebnis einer liebevoll geplanten Verwaltungs-Kooperation: Nachhaltigkeitsstelle, Gesundheitsamt, Veterinäramt, FH Münster und die LWL-Klinik haben gemeinsam daran gekocht – vermutlich in exakt dieser Reihenfolge.
Selbstverständlich wird die Aktionswoche am Ende ausgewertet. Denn Nachhaltigkeit ohne Excel-Tabelle wäre ja wie Kichererbsencurry ohne Kichererbsen.
Die Frage, die alle beschäftigt: Wird aus dem Projekt eine Dauerlösung oder bleibt es bei einer Bio-Blitzaktion?
Die Stadt träumt jedenfalls davon, dass „gesund, regional und nachhaltig“ bald in jeder Kantine Standard wird – und nicht nur ein Wochenendgast auf dem Menüplan.
Münster kann Kantine in grün
Kurz gesagt: Münster hat Hunger – aber mit Haltung.
Und während in anderen Städten noch diskutiert wird, ob Tofu ein Lebensmittel oder eine politische Haltung ist, serviert Münster einfach.
Mit „Münster is(s)t gut“ beweist die Stadt, dass Nachhaltigkeit auch lecker, massentauglich und bürokratisch genehmigt sein kann.
Und wenn’s den Gästen schmeckt, dann gilt: Essen gut, alles gut – und das Klima lächelt mit.