Münster macht’s bequem – Die gelbe Revolution auf dem Domplatz!
Hier, unter den ehrwürdigen Bäumen, darf endlich gesessen werden, ohne dass ein Ordnungsamt freundlich fragt, ob man hier eigentlich parken oder nur kurz verweilen will. Zwischen Butterbrot, Laptop und philosophischen Diskussionen über Fahrradketten entsteht eine Atmosphäre irgendwo zwischen Uni-Campus, Stadtstrand und philosophischem Selbsthilfezirkel: „Was ist der Sinn des Lebens?“ – „Eindeutig: ein Platz im Schatten um 13 Uhr!“
Täglich um Punkt 10 Uhr rücken die Stuhl-Aufsteller an – vermutlich die wahren Helden der städtischen Gemütlichkeit – und errichten das gelbe Paradies. Abends um 20 Uhr wird wieder abgebaut, damit Münster am nächsten Morgen wieder aussieht, als sei nichts passiert – typisch deutsch: selbst Entspannung hat hier geregelte Öffnungszeiten. Nur mittwochs und samstags müssen die Stühle Platz machen, denn da hat der Wochenmarkt das Sagen. Wer versucht, zwischen Käse- und Blumenstand sein Butterbrot zu essen, riskiert ernsthafte moralische Blicke von Marktbesuchern.
Doch die Münsteraner lieben es. Manche nennen es die „80 gelben Gründe, das Auto stehen zu lassen“. Andere sehen darin die Rückeroberung des öffentlichen Raums – oder einfach den bequemsten Ort für ein Selfie mit Domkulisse.
Und weil Münster bekanntlich keine halben Sachen macht, wurde seit Oktober 2023 auch die Westseite des Domplatzes neu gestaltet. Dort gibt es jetzt fest montierte Bänke, Tische und sogar geschwungene Liegeflächen – also quasi die Deluxe-Version für Fortgeschrittene im Nichtstun. Während andere Städte verzweifelt versuchen, Shoppingmalls zu retten, perfektioniert Münster den kommunalen Müßiggang.
Hinter der Domplatz-Oase steckt das Zentrenmanagement – ein epischer Zusammenschluss von Stadtplanung, Wirtschaftsförderung, Münster Marketing und der Initiative „Starke Innenstadt“. Oder wie man es nennen könnte: das „Komitee zur Förderung des gepflegten Sitzens“.
Doch natürlich bleibt die Frage: Darf’s das jetzt für immer sein?
Die Stadt plant bereits weiter – diesmal dauerhaft. Die Vision: weniger Autos, mehr Grün, mehr Sitzgelegenheiten, mehr Lebensqualität. Also eine Innenstadt, in der man nicht mehr nur parkt, sondern lebt. Oder zumindest sehr bequem darauf wartet, dass das nächste Café öffnet.
Die Oase ist also mehr als nur ein paar gelbe Stühle – sie ist ein Statement. Münster hat das Sitzen neu erfunden. Und vielleicht, ganz vielleicht, ist das der erste Schritt in eine Zukunft, in der man sagt: „Wir haben kein Meer, aber dafür Sitzkomfort in Sandsteingelb.“