Münster zündet nichts – außer einer Diskussion: Die stillste Silvesternacht seit Erfindung des Bleigießens
Auch in der Silvesternacht 2025/2026 heißt es auf Domplatz und Prinzipalmarkt:
Feuerwerk? Nein, danke!
Mitführen? Auch nicht.
Zünden? Nicht mal heimlich.
Zwischen dem 31. Dezember um 22 Uhr und dem 1. Januar um 4 Uhr wird der Altstadtbereich zur böllerfreien Wohlfühlzone erklärt. Ein bisschen wie ein Wellness-Spa, nur mit mehr Kopfsteinpflaster und weniger Bademänteln.
Warum das Ganze?
Weil Münster seine Besucherinnen und Besucher mag – und sie gerne mit allen zehn Fingern ins neue Jahr schicken möchte.
Die Altstadt: Schön zum Ansehen, weniger schön zum Abbrennen
Die Stadt betont, dass in der Vergangenheit der leichtfertige Umgang mit Pyrotechnik zu Verletzungen geführt hat. Und man kann es sich bildlich vorstellen:
- Menschen, die mit drei Glühwein im System versuchen, eine Rakete in eine Bierflasche zu stecken
- Spaziergänger, die plötzlich zur Statistenrolle in einem unfreiwilligen Actionfilm gezwungen werden
- Funken, die sich entscheiden, das Jahr mit einem Überraschungsauftritt in einer Jackentasche zu verabschieden
Besonders kritisch: Die räumliche Enge. Der Prinzipalmarkt ist wunderschön – so wunderschön, dass er beim kleinsten Böller am liebsten schreiend in Deckung gehen würde. Die historischen Fassaden sind empfindlich, als wären sie in Seidenpapier eingewickelt.
Wenn da eine Rakete falsch landet, hilft kein Denkmalamt der Welt mehr – außer vielleicht mit Baldrian.
„Der Gesetzgeber lässt’s noch zu“ – aber Münster lässt’s lieber sein
Die Stadt erklärt offen: Eigentlich ist privates Feuerwerk noch erlaubt. Noch.
Das klingt ein wenig wie:
„Ihr DÜRFT es machen… aber ihr müsst es ja nicht ÜBERALL machen.“
Zwischen den Zeilen liest man:
„Wenn ihr den Dom liebt, lasst ihn bitte nicht brennen.“
Die bundesweite Debatte zum Thema Feuerwerk läuft heiß – passenderweise ohne Funkenflug. Die einen wollen Traditionen bewahren, die anderen möchten lieber den Himmel schwarz lassen und stattdessen nur ihre Energiesparlampe flackern. Münster sagt:
„Wir machen das jetzt einfach pragmatisch.“
Ein Hoch auf den kommunalen Menschenverstand.
KOD – die Silvesternacht-Streifen, die niemand beneidet
Der Kommunale Ordnungsdienst bekommt in dieser Nacht eine besondere Rolle:
Er darf kontrollieren, sicherstellen und eingreifen, bevor jemand auf die Idee kommt, seine Rakete quer über den Prinzipalmarkt zu schießen.
Und natürlich ist der KOD nicht nur in der Verbotszone tätig – denn wie jedes Jahr gibt es Menschen, die glauben:
„Wenn DER Bereich verboten ist, dann gehe ich einfach DREI Schritte daneben – Problem gelöst.“
Der KOD wird freundlich, bestimmt und mit einer Engelsgeduld unterwegs sein, um sicherzustellen, dass ausgerechnet diese Logik nicht zu großflächigem Chaos führt.
Vielleicht gibt es sogar den einen oder anderen Silvesterflirt à la:
„Hey… was haben Sie denn da in Ihrer Jacke…?“
– „Äh… Pfandbon?“
– „Das sieht mir aber sehr nach illegal fröhlicher Pyrotechnik aus…“
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Böllerbeschlagnahme-Protokoll spannender ist als die meisten Neujahrsvorsätze.
Ein stilles Münster – aber ein gutes Münster
Der Silvesterzauber wird trotzdem stattfinden:
ohne Raketen, dafür mit Lichterketten, Dunkelheit, Menschen, die feiern, und einer Atmosphäre, die nach Ruhe, Sicherheit und ein bisschen Zukunft riecht.
Denn seien wir ehrlich:
Was ist besser?
A) Ein Raketenstart, der jedem Hund der Stadt das Herz bricht?
oder
B) Ein friedliches „Frohes Neues!“, ohne dass man dabei hektisch ein brennendes Knallgerät aus dem Schal fischen muss?
Münster entscheidet sich für Option B – und das ist wahrscheinlich der vernünftigste Neujahrsbeschluss, den man für eine ganze Stadt treffen kann.