Münsters Weihnachts-Showtime: Wenn sechs Märkte, 350 Lämpchen und ein Knopfdruck die Stadt entzünden
Los geht’s am Montagnachmittag um Punkt 17 Uhr vor der Lambertikirche. Ein Ort, an dem sonst Tauben meditieren und Touristengruppen verzweifelt versuchen, ihre Stadtführer nicht zu verlieren. Für die große Eröffnung aber verwandelt sich der Platz in eine Bühne der winterlichen Kulturpower. Es treten auf: die A-Capella-Sänger der „6-Zylinder“ – jene Vokalhelden, die sogar ein Kinderlied über einen Schweinachtsmann epischer klingen lassen als jeden Actionfilm. Und dann noch das Blechbläser-Ensemble „Galaxy Brass“, vermutlich die einzige Combo, die es schafft, dass Trompeten wie Lichtschwerter klingen.
Der festliche Höhepunkt folgt um 17:30 Uhr: Der Oberbürgermeister drückt auf den erleuchteten „On“-Knopf und schaltet die 350 Lämpchen der Weihnachtsfichte ein. Ab diesem Moment weiß jede Münsteranerin und jeder Münsteraner: Jetzt darf offiziell gebummelt, geschlemmt, geglüht und dekoriert werden. Die Weihnachtsmärkte sind eröffnet – und die Glühweinpreise steigen traditionell auf ein Niveau, das jeder Inflationsrate trotzt.
Ab Montag, 24. November, öffnen gleich sechs Weihnachtsmärkte in der Innenstadt – sechs! Das ist quasi der Weihnachtsmarkt-Hexacore-Turbo. Wer nicht weiß, wo er beginnen soll, startet am besten mit einer Strategie, die sonst nur im Supermarkt funktioniert: einfach im Kreis laufen, bis man irgendwo hängen bleibt.
Zu sehen gibt’s überall etwas Besonderes, aber natürlich hat jeder Markt seine eigene kommunale Persönlichkeit:
1. X-MS Weihnachtsmarkt (Harsewinkelplatz)
Der jüngste Spross der Glühweinfamilie. Nachhaltig, regional, modern – hier findet man alles von fair gehandelten Schneeflocken bis zu vegan handgeschnitzten Tannenzapfen. Außerdem: eine Ehrenamtshütte, in der Initiativen wechselnd ihre Arbeit vorstellen. Sogar eine Delegation aus einer ukrainischen Partnerstadt ist dabei und verkauft Souvenirs für Kinder im Kriegsgebiet. Münster zeigt Herz. Viel Herz. Und vielleicht ein bisschen Zimt.
2. Rund ums Rathaus (der Klassiker)
Der älteste und größte Markt. Hier gibt’s Pop-Up-Hütten, was im Weihnachtsmarktuniversum ungefähr so hip ist wie Sneaker im Bundestag. Jede Woche wechseln die Aussteller: mal Bienenwachskerzen, mal Figuren aus dem Erzgebirge, mal Honig aus Finnland – weil warum sollte Honig nicht reisen?
Auch kulinarisch wird geklotzt: von veganer Currywurst bis Pasta aus dem Parmesanlaib. Ein Traum.
Und am 7. Dezember um 11:30 Uhr: Der Nikolaus höchstpersönlich. Vielleicht mit Schlitten, vielleicht mit E-Scooter – wir lassen uns überraschen.
3. Lichtermarkt St. Lamberti
Hier steht eine Überraschungshütte. Was drin ist? Überraschung. Sonst wäre es ja keine. Außerdem: ein Burgerstand mit Fleisch vom eigenen Münsteraner Hof. „Regional“ wird hier nicht nur geschrieben, sondern geschlachtet.
4. Weihnachtsdorf am Kiepenkerl
Seit 40 Jahren am Start – quasi der Silberrücken unter den Märkten. Mit westfälischen Spezialitäten, veganen Knödeln und Punsch, der so selbstgemacht ist, dass man die Emotionen der Köchin mitschmeckt.
5. Giebelhüüskesmarkt (Überwasserkirche)
Seit 2009 dabei. Immer beliebt, besonders bei Studierenden, denn hier gibt’s Rabatt auf Getränke – wenn man den Ausweis nicht im Rucksackchaos verloren hat. Dieses Jahr neu: Kaffeespezialitäten und Keramikstände.
6. Aegidii-Weihnachtsmarkt
Markenzeichen: eine riesige Holzpyramide, frisch restauriert. Drumherum der klassische Weihnachtsmarktzauber. Highlight: ein roter Weihnachtsthron für Selfies, auf dem man aussieht wie der offizielle „Santa von Münster“. Am 6. Dezember macht der Nikolaus auch hier halt – der Mann hat einen straffen Terminplan.
Adventssamstage & Musikprogramm
Jeden Adventssamstag fährt das Lastenfahrrad „Gisela“ – die mobile Münster-Info – durch die Stadt. Stadtpläne, Flyer, Notfall-Glühweinkoordinaten: alles an Bord.
Außerdem: „Münster singt“ am 7. Dezember auf dem Domplatz. Ein Riesenchor, Bühne, Weihnachtslieder – Gänsehaut inklusive.
Auf dem Prinzipalmarkt spielen an allen Adventssamstagen Blechbläser vom Sentenzbogen. Traditionell. Festlich. Laut.
Öffnungszeiten & Verkehrshinweise
Sonntags bis donnerstags: 11–20 Uhr.
Freitags & samstags: 11–21 Uhr.
Und Achtung: Taxenplätze und Behindertenparkplätze werden verlegt – weil Glühweinbuden nun mal Platz brauchen.