Nachts auf der Von-Steuben-Straße: Zwei Autos spielen Formel 1 – Polizei gewinnt
Ohne Anmeldung.
Ohne Tribüne.
Ohne Pokal.
Nur mit einer Prise Übermut, einer ordentlichen Ladung Dezibel – und der Polizei, die zufällig bessere Plätze hatte als jedes VIP-Ticket.
Mitternacht, 00:23 Uhr – wenn Autos plötzlich anfangen, große Träume zu haben
Es war eine dieser Nächte, in denen Münster schläft, die Ampeln meditieren und die Tauben schon längst Feierabend haben.
Doch zwei Fahrzeuge – ein Audi und ein VW – dachten sich:
„Schlaf? Wird überbewertet. Wir drehen jetzt richtig auf.“
Beide bogen gleichzeitig von der Hafenstraße in die Von-Steuben-Straße ab, obwohl dort eigentlich nur eine Rechtsabbiegespur existiert.
Aber wer im Herzen ein Rennfahrer ist, der liest Verkehrsführung offenbar wie Empfehlungen – nett, aber optional.
Die Motoren röhrten wie zwei aufgeregte Gartengeräte im Frühjahr, die Auspuffe klangen nach einer Mischung aus „Ich kann’s!“ und „Ich sollte das lieber lassen!“.
Und dann gaben sie Gas.
Nebeneinander.
Synchron.
Fast poetisch – hätte es nicht simultan nach Verkehrsrecht und Bußgeldkatalog gerochen.
Explosiver Sprint bis zur roten Ampel – der kürzeste Grand Prix der Stadt
Auf der Von-Steuben-Straße wurden sie kurz langsamer, als würden sie sich sagen:
„Und… jetzt!“
Was folgte, war ein Sprint zur nächsten roten Ampel – oder wie die Polizei es nennt:
„Hinweis auf ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen“.
Die Ampel stoppte das Duo.
Die Polizei stoppte den Audi.
Und der Audi-Fahrer stoppte so gar nichts, was nach Kooperation aussah.
Der Audi, der Polizisten und der passive Widerstand
Der Audi wurde an der Achtermannstraße Ecke Windthorststraße aus dem Verkehr gezogen.
Die Beamten sagten:
„Bitte einmal aussteigen.“
Der Fahrer sagte:
„Eher nicht.“
Und während die Polizisten geduldig Anweisungen gaben, gab der Fahrer geduldig Nicht-Reaktionen zurück.
Der Klassiker:
Passiver Widerstand – die Yoga-Variante der Gesetzesverstöße.
Weil er der Meinung war, dass Anweisungen nur Empfehlungen sind, wurde er ins Gewahrsam gebracht.
Dazu gab es ein kostenloses Upgrade:
Beschlagnahme des Audis.
Ein Strafverfahren wegen Widerstands.
Und eines wegen Verdachts eines illegalen Rennens.
Ein Überraschungspaket, auf das niemand scharf ist.
Der große Unbekannte im VW Golf
Vom zweiten Wagen – mutmaßlich ein VW Golf – fehlt jede Spur.
Er verschwand schneller als eine Fahrradklingel in Münster, wenn jemand sie wirklich braucht.
Wer also einen Golf gesehen hat, der nachts besonders ehrgeizig wirkte, möglicherweise das Bedürfnis hatte, Straßen zu interpretieren wie Noten auf einem schlecht kopierten Musikblatt – möge sich bitte melden.
Die Polizei sucht Zeugen.
Zeugen, die etwas gehört, gesehen, gerochen oder geahnt haben.
Zeugen, die sich erinnern können, ob ihr Hund um 00:23 Uhr plötzlich irritiert bellte.
Und natürlich Zeugen, die sagen können:
„Ja, ich kenne jemanden, der glaubt, die Von-Steuben-Straße sei Monaco.“
Zwei Autos, ein Audi weniger und eine Lernchance für alle Beteiligten
Was bleibt?
Eine Geschichte, die zeigt:
Auch in Münster gibt es Adrenalin – nur eben meistens an Stellen, an denen es niemand braucht.
Und während der Audi-Fahrer jetzt viel Zeit hat, über Verkehrsrecht nachzudenken, bleibt die wichtigste Frage:
Warum glauben manche Menschen, dass eine Rechtsabbiegespur ein Startblock ist?