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Nächtliche Räuberromantik: Ahlen sucht die Schatten vom Wetterweg

Ahlen, die heimliche Hauptstadt der kriminalistischen Kleinkunst, hat wieder zugeschlagen – beziehungsweise: wurde geschlagen, und zwar mit der filigranen Eleganz eines Vorschlaghammers. Zwischen Donnerstagabend und Freitagmorgen, irgendwo zwischen seriösem Feierabend und unprofessionellem Frühstück, haben unbekannte Schattenwesen eines dieser legendären Jugendzentren heimgesucht. Ein Ort, der normalerweise vom Duft nach Energydrink, Pommes und jugendlicher Lebensphilosophie erfüllt ist, wurde über Nacht zum Schauplatz eines „Ocean’s Eleven“-Versuchs – allerdings in der Version „Ocean’s Minus Eins“, denn wirklich glamourös war an diesem Einbruch eigentlich gar nichts.

Nächtliche Räuberromantik

Die Täter – laut polynomialer, kriminalistisch hochkomplexer Analyse vermutlich Menschen, aber das ist noch nicht ganz bestätigt – entschieden sich für die klassischste aller Methoden: Tür auf, rein, Chaos, raus. Subtilität? Fehlanzeige. Man kann sagen, sie verschafften sich „gewaltsam Zutritt“, doch ehrlich gesagt klingt das fast höflich. Was wirklich geschah? Sie haben sich Zugang „erpresst, ermeißelt, erzwungen oder er-das-ist-jetzt-auch-egal“-t. Nachts, im Schutz der Dunkelheit, wenn nur die Katzen unterwegs sind und die späten Spaziergänger so tun, als würden sie nur Pokémon suchen.

Nachdem die Tür beleidigt aufgab, durchstreiften die Täter das Gebäude mit der Neugier eines fünfjährigen Kindes im Süßigkeitenregal, nur ohne die charmante Unschuld. Jeder Raum wurde inspiziert, jede Schublade mit der Eleganz eines wütenden Staubsaugers geöffnet. Man könnte fast meinen, sie hätten ein Inventar erstellt – nur eben nicht für das Jugendzentrum, sondern für ihren eigenen Rucksack.

Entwendet wurde unter anderem Bargeld. Oder wie es die Täter vermutlich nennen: „eine spontane Spende an die eigene Lebensgestaltung“. Wie viel es war, wird nicht verraten – entweder aus ermittlungstaktischen Gründen oder weil man die Zahl erst noch sucht, vielleicht unter dem Küchentisch oder im nächstbesten Aktenordner unter „D“ wie „Dumm gelaufen“.

Währenddessen schläft Ahlen. Und Ahlen schläft gern. Aber irgendwann am Freitagmorgen stellte jemand fest, dass im Jugendzentrum etwas nicht stimmte. Vielleicht roch es nach Einbruch. Vielleicht standen Schränke offen, die sonst eher verschüchtert geschlossen bleiben. Vielleicht lagen Spuren aus Chaos, Zerstörung und dem unverkennbaren Duft von „Wir waren’s nicht, aber rate mal!“.

Und dann kommt der Moment, in dem jede lokale Ermittlung episch wird: Die Frage an die Bevölkerung. Ein Ritual, so klassisch wie der Tatort am Sonntag.
Die magische Formel lautet:

„Wer hat in der fraglichen Zeit am Wetterweg etwas Verdächtiges bemerkt?“

Eine Frage, die eigentlich jeden einschließt:
Alle, die schlaflos waren.
Alle, die Raucherpausen im Garten machen.
Alle, die mit dem Hund raus mussten – auch wenn der Hund ganz offensichtlich keine Lust hatte.
Alle, die um 2 Uhr morgens „nur kurz noch mal frische Luft“ wollten, was jeder weiß, dass das eine Lüge ist.
Und natürlich jene Menschen, die nachts einfach auf dem Wetterweg unterwegs sind, weil … ja, warum eigentlich?
Manchmal sollte man diese Leute auch mal fragen.

Die Ermittler freuen sich jedenfalls über jeden Hinweis – auch über die Sorte Hinweis, bei der man sich sicher ist: „Das wird uns nicht weiterhelfen, aber danke für Ihre Mühe.“ Trotzdem: Alles ist willkommen. Alles könnte wichtig sein. Und wenn nicht, landet es wenigstens in einem hübschen Formular.

Bis dahin bleibt das Jugendzentrum ein Mahnmal dafür, dass selbst Orte, die hauptsächlich von Jugendlichen genutzt werden, nicht vor kriminellen Frühaufstehern oder extrem späten Nachteulen sicher sind. Ahlen wartet nun auf die rettende Beobachtung aus der Bevölkerung – am besten von jemandem mit Adleraugen, Nachtsichtgerät oder einfach sehr viel Langeweile.