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„Operation Straßenname“ – Münster streitet über Vergangenheit, Pflastersteine und 330.000 Euro Demokratie

Münster, die Stadt der Fahrräder, Kirchen und endlosen Diskussionen über Pflasterfugen, hat ein neues Hobby entdeckt: das große Namens-Bingo im Stadtbezirk Mitte. Denn fünf Straßen stehen jetzt vor dem ultimativen Schicksalsmoment – bleiben sie, wie sie heißen, oder kriegen sie eine Frischzellenkur mit moralischem Weichzeichner?

„Operation Straßenname“ – Münster streitet über Vergangenheit, Pflastersteine und 330.000 Euro Demokratie

Es geht um klingende Namen wie Skagerrakstraße, Admiral-Scheer-, Admiral-Spee-, Otto-Weddigen- und Langemarckstraße. Namen, die klingen, als könnte man dort wahlweise ein U-Boot parken oder eine Militärparade starten. Dumm nur, dass diese Straßen historisch eher an eine Zeit erinnern, die man in Deutschland inzwischen lieber im Archiv als im Adressbuch hat.

Die Bezirksvertretung Münster-Mitte hatte im Mai beschlossen: Weg mit den alten Namen! Schließlich will man ja kein Stadtplan-Museum des 20. Jahrhunderts mehr sein. Doch dann kamen sie – die Bürgerinitiative für Münsters Straßen. 6.071 Menschen sagten sinngemäß: „Unsere Admiralstraße bleibt, sonst leg ich mein Fahrrad quer!“ Und so reichte man ein Bürgerbegehren ein – mit mehr Unterschriften als die Stadt manchmal Radwege hat.

Der Stadtrat prüfte das Ganze, fand die Zahlen gültig und nickte. Damit war klar: Es kommt zum großen Showdown der Demokratie – einem Bürgerentscheid. Klingt heroisch, ist aber in Wahrheit ein ziemlich teures Kreuzchen-Festival.

Denn die Stadt darf jetzt ordentlich zahlen: Rund 330.000 Euro kostet der Spaß. Dafür könnte man auch 1.000 Schlaglöcher füllen, 200 Laternen reparieren oder einen symbolischen Goldrahmen für jedes Straßenschild kaufen – aber hey, Demokratie hat ihren Preis!

Innerhalb von drei Monaten nach dem 11. November – also spätestens bis zum 8. Februar 2026 – soll das Volk entscheiden. Ein Sonntag wird es, wie immer bei solchen Anlässen, wenn alle lieber Brötchen holen oder Netflix gucken.

Dann darf jeder Wahlberechtigte aus Münster-Mitte mit einem einfachen „Ja“ oder „Nein“ Geschichte schreiben. Wobei es gar nicht so einfach ist:
Ja heißt: „Ich will, dass die alten Namen bleiben.“
Nein heißt: „Ich will, dass die Stadt Schilder austauscht und Google Maps verwirrt.“

Damit das Ganze zählt, müssen mindestens zehn Prozent aller Menschen im Bezirk abstimmen – also rund 10.712 Personen. Das ist in etwa die Menge an Münsteranern, die sonntags gleichzeitig vor dem Bäcker stehen.

Politisch betrachtet steht Münster-Mitte also vor einem echten Kulturkampf: Tradition trifft Transformation, Straßenschild auf Zeitgeist. Während die einen sagen, man müsse Geschichte sichtbar lassen, um daraus zu lernen, entgegnen die anderen: „Das ist kein Lernort, das ist eine Sackgasse!“

Im Hintergrund werkeln Verwaltung und Satzungskommission mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks – oder eines Münsteraner Parkticketautomaten: kompliziert, aber rechtlich korrekt. Der genaue Wahltermin wird bald veröffentlicht. Man darf also gespannt sein, wann die Stadt wieder ihren Bürgern einen Brief mit der Überschrift schickt: „Wir brauchen Ihre Meinung, bitte zwischen Butter und Tatort einplanen.“

Und am Ende bleibt wie immer in Münster die große Frage: Wird das Ergebnis gefeiert – oder einfach nur kommentiert? Denn egal, ob die Straßen bleiben oder gehen: Irgendwer wird garantiert sagen: „Also das hätten wir aber günstiger haben können.“