Pizza, Pinsel & Pauken – Die Kulturstrolche ziehen los!
Ein kollektives Stirnrunzeln. Ein paar Köpfe nicken vorsichtig – andere schütteln empört. Einer ruft: „Kommt drauf an, ob sie rund ist!“
Und damit war die Tür zur kulturellen Tiefenphilosophie weit offen.
Kapitel 1: Die Kunst der Unterscheidung
Mitten in diesem aufgewühlten Meer aus Mini-Debatten steht eine junge Frau aus der städtischen Koordinierungsstelle, bewaffnet mit Karten, Begriffen und dem Mut, einem Haufen Siebenjähriger zu erklären, was „Kultur“ ist – und warum TikTok-Videos vielleicht nicht dazugehören.
Sie fragt: „Was gehört zur Kultur?“
„Bilder malen!“, „Musik machen!“, „Filme gucken!“ – tönt es zurück.
„Und Pizza essen?“
Schweigen. Dann ruft ein kleiner Philosoph aus der dritten Reihe:
„Kommt drauf an, ob man sie vorher selbst bemalt!“
Damit war klar: Diese Kinder sind nicht einfach nur Schüler – sie sind die Avantgarde der postmodernen Kunstpädagogik.
Kapitel 2: Wenn Kulturstrolche Kultur kapern
Kaum war das Rätsel der Kultur gelöst, durften die kleinen Denker ihre offiziellen „Kulturstrolche“-Hefte entgegennehmen. Ein glänzendes Symbol für das, was Erwachsene „niedrigschwelligen Zugang zu kultureller Bildung“ nennen – und Kinder einfach „Sticker sammeln“.
Für jeden Museumsbesuch, jedes Theaterstück oder Musikprojekt gibt es Aufkleber.
Und nichts entfacht den Bildungsgeist stärker als das Wissen: Wer alle Sticker hat, ist quasi der Picasso der Grundschule.
Schon nach wenigen Minuten blätterten die Kinder ehrfürchtig durch ihre Hefte. Manche überlegten, ob man vielleicht auch für Pizza einen Sticker bekommt. Andere fragten sich, ob „Kultur“ vielleicht ein neues Pokémon ist.
Kapitel 3: Kunst kommt von „Kann ich das behalten?“
Im Laufe der vier Grundschuljahre sollen die Kinder mindestens sechs kulturelle Abenteuer erleben: Malen, tanzen, dichten, singen, Theaterluft schnuppern – kurz: alles, was Eltern später mit stolzgeschwellter Brust auf Elternabenden erwähnen können.
Ziel ist es, die Neugier auf Kunst zu wecken und sie nachhaltig zu fördern – also länger als ein YouTube-Video dauert.
Die Koordinierungsstelle nennt das „Kulturelle Nachhaltigkeit“.
Die Kinder nennen es: „Wann gibt’s die Sticker?“
Kapitel 4: Der große Moment – der fabelhafte Sticker
Am Ende der vierten Klasse ist es dann so weit:
Neben dem Zeugnis gibt es den heiligen Gral der kulturellen Bildung – den „fabelhaft“-Sticker.
Ein Aufkleber, der all das symbolisiert, was man in Jahren voller Bastelkleber, Farbexplosionen und Blockflöten-Soli gelernt hat:
Dass Kultur kein trockenes Museumsding ist, sondern mitten im Alltag lauert – zwischen Pizzakarton, Pausenbrot und Papiercollage.
Epilog: Fördertopf trifft Fantasie
Natürlich steckt hinter der ganzen Sache auch eine ernste Seite: Das Programm wird gefördert vom Kultursekretariat NRW Gütersloh und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft.
Kurz gesagt: Kultur wird hier nicht nur gefühlt, sondern auch formgerecht finanziert.
Und während draußen irgendwo ein Erwachsener noch darüber grübelt, ob Pizza wirklich Kunst ist, haben die Ahlener Kulturstrolche längst entschieden:
Wenn man sie mit Liebe belegt – und ein bisschen Kleber – dann auf jeden Fall.
Randbemerkung aus der banahlen Redaktion:
Es ist tröstlich zu wissen, dass in Ahlen die nächste Generation schon gelernt hat, dass Kultur nicht kompliziert ist.
Sie ist einfach – rund, warm und manchmal mit extra Käse.