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Rad frei! Dortmund entdeckt den roten Teppich für Pedale

Dortmund hat wieder zugeschlagen – diesmal nicht auf dem Fußballrasen, sondern auf Asphalt. Der Regionalverband Ruhr und die Stadt haben gemeinsam ein zweites Stück urbaner Zukunft enthüllt: den Hoesch-Hafenbahn-Weg. Früher hieß er schnöde Gartenstadtweg, aber das klingt ja eher nach Kleingärtner mit Bierbauch als nach pulsierender Metropole mit nachhaltigem Anspruch. Jetzt also: Hoesch! Hafen! Bahn! Weg! Klingt nach Stahl, Schweiß und Schickimicki-Fahrrad mit Nabendynamo.

Rad frei! Dortmund entdeckt den roten Teppich für Pedale

Am 10. November wurde das neue Stück Rad- und Gehweg feierlich freigegeben. Satte 1,7 Kilometer pure Beinfreiheit – ein Asphaltband, so glatt, dass selbst der Drahtesel leise „Aaah“ seufzt. Es verbindet die Max-Eyth-Straße mit der Straße Am Zehnthof – Namen, die klingen, als würde man auf einer Schnitzeljagd durch die Stadtgeschichte radeln.

Aber halt! Der Weg ist mehr als nur ein Pfad. Er ist Symbol, Stilmittel und wahrscheinlich auch das neue Lieblings-Instagram-Motiv der Dortmunder Rad-Community. Denn hier, auf der alten Bahntrasse, rollt jetzt kein rostiger Güterzug mehr – sondern die Vision einer CO₂-armen Zukunft. Zwischen alten Schienen, Büschen und ein bisschen Ruhrgebietspatina entsteht also das, was Verkehrsplaner „urbane Transformation“ nennen und was normale Menschen einfach „endlich mal was Schönes ohne Baustelle“ finden.

Die absolute Attraktion: die Kreuzung an der Straße „Im Defdahl“. Dort hat man etwas getan, das in Deutschland ungefähr so selten vorkommt wie flüssige Ampelschaltungen: Der Radverkehr hat Vorrang! Kein Witz. Autos müssen jetzt wirklich anhalten – und zwar nicht, weil jemand seinen Führerschein vergessen hat, sondern weil das so geplant ist.

Damit Autofahrer das überhaupt merken, hat man kräftig in den Farbtopf gegriffen: Die Trasse wurde knallrot eingefärbt – nicht aus modischer Laune, sondern als pädagogisches Signal. Schließlich gilt: Wenn’s rot leuchtet, fährt man besser nicht drauf. (Theoretisch.)

Zusätzlich hat man den Straßenabschnitt noch durch beidseitige Pflanzinseln verengt – vermutlich als psychologische Bremse für all jene, die glauben, sie seien auf dem Nürburgring. Die Inseln sind nicht nur hübsch, sondern auch funktional. Sie sagen: „Hier wächst was Neues – nämlich Rücksicht.“

Doch das war’s noch nicht: Auch die nördliche Rampe am Westfalendamm ist nun begeh- und befahrbar – also zumindest fast. Die Treppen bleiben nämlich außen vor. Vielleicht, weil Dortmund noch an einem Anti-Schweiß-Konzept arbeitet.

Das Ganze ist ein Gemeinschaftswerk des Regionalverbands Ruhr (RVR) und der Stadt Dortmund – ein seltenes Beispiel dafür, dass interkommunale Zusammenarbeit tatsächlich zu etwas führt, das man benutzen kann. Ein Wunder in Beton und Bitumen.

Man könnte meinen, 1,7 Kilometer seien nicht viel. Aber im Ruhrgebiet gilt: Jeder Meter ohne Baustellenampel ist ein Meter Freiheit. Und jeder rot eingefärbte Übergang ist ein kleines Denkmal für den Traum vom fahrradfreundlichen Revier.

Wer jetzt also an der Max-Eyth-Straße vorbeikommt, kann sich auf den Sattel schwingen und das Gefühl genießen, auf einem Radweg zu fahren, der gleichzeitig Statement, Modeaccessoire und psychologische Therapie ist.

Denn während man über die neue Trasse rollt, hört man sie förmlich flüstern:
„Fahr, kleiner Mensch, fahr! Du bist Teil der Verkehrswende – und siehst dabei auch noch gut aus!“