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Raketenstart mit Meerblick: Wie ein Kreuzfahrtriese Cape Canaveral die Show stahl

Es sollte ein epischer Moment werden. Ein symbolträchtiger Augenblick zwischen Menschheit und Sternen. Ein Hauch von „Wir greifen nach den Sternen“ – begleitet von der typischen Mischung aus Gänsehaut, Raketenlärm und Menschen, die nur fürs perfekte Handyvideo gekommen sind.

Doch Cape Canaveral hat in dieser vergangenen Woche eine neue, unfreiwillig komische Form der Raumfahrtgeschichte geschrieben: Die erste von einem Kreuzfahrtschiff verdeckte Raketenstart-Show.

Wie ein Kreuzfahrtriese Cape Canaveral die Show stahl

Denn genau in dem Moment, in dem die Fans der Raumfahrt in ihren Campingstühlen Platz nahmen, die Kinder vom Zuckerwatte- zum Technikinteresse wechseln sollten und die Live-Streamer ihre Mikrofone zurechtrückten, passierte es:

Ein Kreuzfahrtriese.
Ein echter Ozeanbrocken.
Eine schwimmende Kleinstadt mit 14 Decks, 9 Restaurants, 18 Bars, 3 Whirlpools und 1 Captain, der vermutlich dachte: „Och, da vorne ist bestimmt ein ganz netter Aussichtspunkt.“

Das Monstrum schob sich ungerührt zwischen Publikum und Startrampe – und schon wurde aus dem Hightech-Spektakel ein hochwertiges Premium-Aquariumfenster-Erlebnis.

Die Zuschauer?
Verwirrt.
Verärgert.
Und plötzlich ganz nah dran an der existenziellen Frage: „Habe ich gerade eine Weltpremiere verpasst, weil jemand auf Deck 11 unbedingt sein Frühstücksbuffet genießen musste?“

Während die Rakete hinter dem maritimen Mammut majestätisch abhob wie ein brennender Zahnstocher auf einer Kerze, sahen die Fans an Land nur die pure, weiße Wand eines 200-Meter-Stahlschranks.
Einige versuchten, zwischen Balkon-Suite und Rettungsbooten hindurch einen Blick zu erhaschen. Andere schworen, dass sie zumindest den Abschuss gehört hätten, was ja irgendwie auch zählt.
Und ein paar Optimisten glaubten, der Kapitän habe das Schiff absichtlich so geparkt, um ihnen eine Lektion in maritimer Demut zu erteilen.

Die Social-Media-Videos waren jedenfalls das wahre Highlight des Tages:

  • Menschen, die schreiend „Move!“ rufen – als könnte ein Schiff dieser Größe spontan rückwärts einparken.
  • Tourist*innen auf dem Deck, die offensichtlich nicht wussten, dass sie gerade die Hoffnungen hunderter Raumfahrtfans zerstören.
  • Und ein wütender Hobbyastronom, der mit seinem Teleskop gegen die Reling des Schiffes zielte und wahrscheinlich dachte: „Wenn ich das Ding nicht sehe, beobachte ich eben die Enttäuschung.“

Doch während die Zuschauer ihre Sicht begruben, feierte das Raumfahrtunternehmen einen glatten Erfolg.
Die Rakete? Perfekt gestartet.
Der Flug? Stabil.
Die Mission? Abgehoben.
Der Humor? Auf dem Höhepunkt.

Man stelle sich die Szene im Kontrollzentrum vor:
Alle jubeln nach einem gelungenen Start, nur eine Person fragt irritiert:
„Äh, warum sehen wir auf dem Livestream nur ein Kreuzfahrtschiff… und drei Leute, die auf Deck 7 winken?“

Die Antwort wäre vermutlich:
„Weil die Menschheit große Träume hat – aber noch größere Schiffe.“

Für die Betroffenen an Land bleibt allerdings die Erkenntnis:
Wer einen Raketenstart sehen möchte, sollte künftig wissen, dass die zwei größten Feinde der Weltraumforschung nicht Gravitation oder Treibstoff sind – sondern Luxusdampfer mit All-you-can-eat-Buffet.

Die Raumfahrtromantik hat eine neue Dimension bekommen.
Und eines ist sicher:
Beim nächsten Start wird irgendwo ein Schild stehen:
„Achtung: Raketenstart. Bitte keine Kreuzfahrtriesen zwischenparken.“