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Robbe auf Kneipentour: Wenn Neuseelands Tierwelt plötzlich Gäste spielt

Es gibt Tage, da bestellt man im Pub einfach ein Bier. Und dann gibt es Tage, da bestellt man ein Bier – und findet eine Robbe unter dem Geschirrspüler. Willkommen in Neuseeland, Heimat spektakulärer Landschaften, freundlicher Menschen und offenbar auch einer Tierwelt, die ihre Freizeitgestaltung zunehmend selbst in die Hand nimmt.

Robbe auf Kneipentour

Im „Sprig + Fern The Meadows“, einem eigentlich ganz normalen Pub im Stil von „Wir-zapfen-bis-die-Welt-besser-wird“, staunte man nicht schlecht, als eines Morgens ein Robbenbaby durch die Eingangstür spazierte. Keine Eile, kein Stress, kein Sicherheitscheck. Einfach hineinspaziert wie ein Stammgast mit Happy-Hour-Gutschein.

Die kleine Robbe, später liebevoll „Fern“ getauft, erkundete das Lokal mit der lässigen Selbstverständlichkeit eines Touristen, der glaubt, das Land gehöre bereits ihm. Barhocker? Interessant. Gäste? Amüsant. Küche? Faszinierend. Geschirrspüler? Perfektes Versteck! Während andere Tiere sich in Höhlen, Nestern oder wenigstens in der Nähe von Wasser aufhalten, entschied sich Fern offenbar für ein Leben im Untergrund des Gastronomiegewerbes.

Und so kam es, dass die Belegschaft plötzlich die wohl ungewöhnlichste MGMT-Sitzung aller Zeiten durchführen musste:

TOP 1: Was macht die Robbe?
TOP 2: Warum ist sie unter dem Geschirrspüler?
TOP 3: Wer traut sich hinzugreifen?

Nachdem sich das Tier fachgerecht eingeigelt hatte, musste ein Plan her – ein Plan, wie er nur in Neuseeland entstehen kann: „Wir locken sie mit frischem Lachs.“ Dass dieser Satz nicht aus einem Tierdokumentarfilm stammt, sondern aus einem Kneipenbetrieb, macht die Geschichte nur besser.

Die Idee funktionierte. Fern ließ sich mit Fisch überzeugen, die Ausrüstung zu wechseln: vom Küchenspülmöbel in einen Hundekäfig. Ein Upgrade? Ein Downgrade? Eine philosophische Frage für später. Hauptsache, das Robbenkind war endlich transportbereit.

Kurz darauf rückten Ranger des Department of Conservation an – vermutlich die einzigen Menschen in Neuseeland, die bei Sätzen wie „Wir haben eine Robbe in einem Pub gefunden“ nicht einmal mehr blinzeln. Die Profis brachten Fern schließlich an einen sicheren Ort auf Rabbit Island, einem Platz, der laut Namen nach Kaninchen klingt, aber offenbar Robben genauso duldet wie Touristen, Surfer und merkwürdige Abenteurer.

Doch die Geschichte wäre keine echte Pub-Legende, wenn sie hier enden würde. Zwei Tage später erschien – man hält es kaum für möglich – eine Bartagame im selben Lokal. Die Betreiber berichteten, dass sie langsam das Gefühl bekämen, unfreiwillig das erste interkontinentale Tier-Bistro eröffnet zu haben. Die Robbe unter dem Geschirrspüler, die Bartagame zwischen den Bierkrügen… fehlt eigentlich nur noch ein Pinguin an der Zapfanlage oder ein Kakapo, der Karaoke singt.

Gäste reagieren laut Augenzeugen inzwischen entspannt. Ein Mann soll gesagt haben:
„Solange keine Kuh am Dartautomaten steht, ist für mich alles normal.“

Und so geht es weiter in diesem kleinen Pub auf der Südinsel, das plötzlich mehr Naturdokumentation als Ausschankstätte geworden ist. Vielleicht ist es eine neue Form der Tierwanderung. Vielleicht ist es die unbewusste Rache der Natur. Vielleicht wollen die Tiere auch einfach nur Happy Hour.

Oder – und das ist die wahrscheinlichste Erklärung – Fern wollte einfach kurz sehen, warum Menschen immer wieder freiwillig in solche Orte zurückkehren. Und nachdem sie tief unter einem Geschirrspüler gesessen hat, wissen wir eines sicher: Sie hat nichts gefunden, was dagegen spricht.