Rummel zwischen Gleisromantik und Straßensperrungen – die Ahlener Herbstkirmes
Baustelle frisst Kirmesplatz
Man könnte meinen, die Baustelle sei das eigentliche Fahrgeschäft: unberechenbar, voller Überraschungen und garantiert schwindelerregend, wenn man die Umleitungsschilder zu interpretieren versucht. Die Stadtverwaltung jedoch hat entschieden: „Kein Problem, wir schieben den ganzen Rummel einfach an den Bahndamm.“ Wer also nostalgische Bilder von Kirmesidylle auf Marktplätzen im Kopf hat, darf sich jetzt auf ein urbanes Abenteuer mit Zügen im Hintergrund und Baustellenflair einstellen.
Straßensperrungen als Warm-up
Schon am 22. September beginnt das Vorspiel zum Spektakel: Holzweg samt Parkplatz dicht, Parkplatz „Am Bahndamm“ dicht – kurzum: dicht, dicht, dicht. Wer noch immer glaubt, mit dem Auto in die Innenstadt zu kommen, sollte besser gleich Fahrkarten für die Achterbahn kaufen – denn dort landet man garantiert früher.
Ab 29. September zieht die Stadt dann den Joker: Die Straße Am Bahndamm wird komplett gesperrt. Damit verwandelt sich die Innenstadt in ein Escape-Room-Spiel der Extraklasse: „Finde den Weg nach Hause, ohne dass du dreimal im Kreis fährst.“
Die große Illusion: Verkehr weicht aus
Offiziell heißt es, der Verkehr müsse „teilweise aus der City weichen“. Übersetzt bedeutet das: Ahlen verwandelt sich für eine Woche in ein Puzzle-Spiel, bei dem Navigationsgeräte kollektiv kapitulieren. Statt klarer Routen gibt’s Umleitungs-Schleifen, die schon bald als neues Fahrgeschäft auf dem Rummel angeboten werden könnten: „Die Irrfahrt – nur echt mit drei gescheiterten Versuchen, den Bahnhof zu erreichen.“
Kirmes im Schatten der Schienen
Und dann geht’s los: Karussells drehen sich, Autoscooter knallen, Losbuden schreien „Nieten!“. Nur eben nicht in gewohnter Umgebung, sondern eingerahmt von Bahndamm-Idylle. Während die Kinder begeistert im Kettenkarussell kreischen, rauscht im Hintergrund der Regionalexpress durch. Satte 160 km/h Eisenbahnromantik – da bekommt der Begriff „Überholspur“ gleich eine ganz neue Dimension.
Auch kulinarisch bleibt kein Wunsch offen: gebrannte Mandeln, Currywurst, Zuckerwatte. Alles schmeckt noch intensiver, wenn man es unter einer Bahnbrücke einatmet, während ein Güterzug vorbeidonnert und der Boden vibriert.
Sperr-Ende am 9. Oktober
Mit dem 9. Oktober enden die Sperrungen – zumindest theoretisch. Praktisch weiß jeder Ahlener: Eine Baustelle endet nie, sie zieht nur weiter. Doch immerhin, für ein paar Tage regiert der Ausnahmezustand mit Ansage, und die Stadt verwandelt sich in ein lebendiges Brettspiel: „Parkplatz gesucht – das Kirmes-Edition“.
Wer es zur Ahlener Herbstkirmes schafft, hat schon gewonnen – ganz egal, ob er am Ende mit einem Plüschbären nach Hause geht oder nur mit einem Strafzettel. Denn hier gilt: Der wahre Nervenkitzel ist nicht das Fahrgeschäft, sondern die Anreise.