Rund, schneller, weiter – Ahlen dreht am Rad!
Monatelang hatten Autofahrerinnen, Radfahrerinnen und genervte Navi-Stimmen die Hoffnung fast aufgegeben. Baustelle hier, Umleitung da, und dazwischen das Gefühl, man wohne in einer Modellstadt für Verkehrsexperimente. Aber nun: freie Fahrt auf der Kreisstraße 28 in Richtung Beckum. Ein Meilenstein! Oder, wie die Straßenbauromantiker in Ahlen sagen würden: „Ein weiterer Kreis auf dem Weg zur Erleuchtung.“
Der Kreis des Lebens – jetzt mit Asphalt und 9,5 Millionen Euro Flair
Der neue Kreisverkehr ist nicht einfach nur ein Stück Infrastruktur – er ist ein Symbol für Fortschritt, Durchhaltevermögen und staatlich geförderte Geduld. Denn insgesamt fließen für den zweiten Abschnitt der Osttangente rund 9,5 Millionen Euro. 70 Prozent davon werden gefördert – vermutlich von Leuten, die nie im Berufsverkehr Richtung Beckum standen, aber trotzdem fest daran glauben, dass Kreise die Welt verbessern.
Das Ziel ist klar: Die Osttangente soll irgendwann einmal komplett sein. So richtig. Mit drei Abschnitten, Radwegen, Wirtschaftswegen und vermutlich auch einem Gedenkstein für all jene, die während der Bauzeit alt geworden sind. Der aktuelle Bauabschnitt ist 1.200 Meter lang, das klingt nach nichts, ist aber in Ahlen ungefähr so bedeutend wie eine neue Landebahn in Frankfurt. 15.000 Quadratmeter Straße, 5.000 Quadratmeter Radweg und noch einmal 5.000 Quadratmeter Wirtschaftswege – das ist mehr Fläche, als manche Kleingartenkolonie jemals sehen wird.
Wenn Straßen träumen könnten
Der Kreisverkehr selbst ist eine kleine Bühne für den Alltag: Da rollen SUV-Eltern mit Latte-to-go vorbei, da zieht der Paketfahrer in eleganter Schleuderpose seine Bahn, und ein einsamer Radfahrer versucht verzweifelt, seinen Platz im System zu finden. In der Mitte des Kreisels steht – noch leer – die große Frage: Kommt hier ein Kunstwerk hin? Ein Baum? Oder einfach nur ein weiteres Schild, das niemand liest?
Die Ahlener Umweltbetriebe zeigen sich zufrieden: Die Arbeiten „gehen gut voran“. Ein Satz, der im Straßenbau ungefähr so klingt wie „Wir haben noch Hoffnung“. Die letzten Beschilderungen fehlen zwar noch, aber hey – was sind schon Schilder, wenn man endlich wieder rollen darf?
Von Abschnitt zu Abschnitt – der Marathon der Asphaltträume
Während Autofahrer jetzt stolz Runden drehen, wird im Hintergrund bereits am dritten Bauabschnitt geschraubt. Der soll die Osttangente bis zur Beckumer Straße verlängern – damit niemand mehr sagen kann, Ahlen sei verkehrstechnisch ein Dead End. Und irgendwann, vielleicht 2026, wird sie da sein: die komplette Ostumgehung, glänzend, teuer und wahrscheinlich schon mit den ersten Schlaglöchern verziert.
35 Millionen Euro soll das Gesamtprojekt kosten. Das klingt nach viel, ist aber ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass man dafür gleich dreimal im Kreis fahren darf.
Ahlen atmet auf – und hupt
Für die Stadt bedeutet das: weniger Stau, mehr Tempo und ein neues Lieblingsziel für Sonntagsfahrer. Der Kreisverkehr Alte Beckumer Straße ist nicht einfach ein Verkehrsbauwerk – er ist ein Denkmal des modernen Fortschritts. Rund, glänzend, staatlich geprüft und voller Hoffnung, dass wenigstens dieser Kreis nicht zur Endlosschleife wird.
Oder, wie man in Ahlen sagt: „Jetzt läuft’s rund – zumindest bis zur nächsten Baustelle.“