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SINN, Senioren & Salat: Ahlen vernetzt sich durchs Buffet

Ahlen tut wieder das, was Ahlen am besten kann: Eine Veranstaltung auf die Beine stellen, die so viel Sinn macht, dass man ihr direkt den Namen SINN-Konferenz verpasst hat. Und wer jetzt denkt, SINN hätte irgendwas mit Sinn zu tun – na ja, theoretisch schon, praktisch wird’s wie immer eine Mischung aus halbem Volkshochschulkurs, halbem Klassentreffen und einem Buffet, das noch Tage später Gesprächsthema ist.

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Am 12. Dezember ziehen also ältere Semester mit Erfahrung, Stil und mindestens zwei wetterfeste Jackenschichten im Gepäck ins JuK-Haus ein – das Jugendkulturzentrum, das an diesem Nachmittag für dreieinhalb Stunden so viel Altersweisheit sehen wird wie sonst erst nach der sechsten Musikschul-Elternversammlung.

Das diesjährige Motto lautet:
„Ältere Menschen mit Migrationshintergrund“ – ein Thema, das so lange ignoriert wurde, dass es sich vermutlich selbst schon anmeldet, um endlich mal im Mittelpunkt stehen zu dürfen. Eingeladen haben die städtische Leitstelle Älter werden und ein Verein, der sich um Alter und Soziales kümmert – also um alles, was man in Ahlen gleichzeitig braucht: Rentenwissen und Kuchen.

Um 15:00 Uhr öffnet der legendäre „Markt der Möglichkeiten“. Der Name klingt wie eine Mischung aus IKEA, Esoterikmesse und Zukunftskonferenz. Tatsächlich gibt es dort Infostände, an denen man alles findet, was das reifere Herz begehrt: Beratung, Broschüren und vermutlich mindestens einen Kugelschreiber, der garantiert am nächsten Tag nicht mehr schreibt. Aber egal – Hauptsache, es steht was Seriöses drauf.

Dann folgt der Teil, der klingt wie ein Kapitel eines pädagogischen Romans:
Ein Vortrag zur „Diversitätssensiblen Senior*innenarbeit“.
Ein Wortungetüm, das man nur korrekt aussprechen kann, wenn man vorher drei tiefe Atemzüge nimmt und an Artikel 3 des Grundgesetzes denkt. Menschen aus einer großen Nachbarstadt erklären dort, wie man ältere Menschen verschiedener kultureller Hintergründe erreicht, ohne sie mit Formularen zu erschlagen oder mit Sätzen wie „Da müssen Sie mal online nachsehen“ zu traumatisieren.

Nach diesem Theorie-Feuerwerk folgt eine Gesprächsrunde, die mit großer Wahrscheinlichkeit lebhafter wird als die letzte Haushaltsdebatte im Rathaus. Lokale Akteurinnen und Akteure berichten, wo ältere Menschen mit Migrationserfahrung in Ahlen so richtig glänzen – und wo sie eher auf bürokratische Betonwände treffen. Es geht um Zugänge, Bedarfe und Barrieren, die meist in Form von „Bitte stellen Sie einen Antrag“ auftreten. Kurz: Alle sagen ehrlich, wo’s klemmt, und niemand tut so, als wären Flyer die Lösung für alles.

Und weil große Gedanken nur funktionieren, wenn der Blutzuckerspiegel stabil ist, endet das Ganze wie jede gute Veranstaltung in Ahlen:
mit Musik und Buffet.

Das Buffet ist traditionell der Moment, in dem Netzwerke entstehen, die später ganze Sozialprojekte tragen – oder zumindest WhatsApp-Gruppen. Während die einen taktisch klug am Kartoffelsalat stehen bleiben („Da kommt jeder vorbei, ich vernetze mich einfach im Strom“), pilotieren andere zielstrebig zur Dessertstation, denn wer die Desserts kontrolliert, kontrolliert den Dialog.

Der Tag soll laut Veranstalter vor allem eines: Austausch und Vernetzung stärken. Also das, was in Ahlen immer dann besonders gut funktioniert, wenn Essen in der Nähe ist. Wenn es richtig läuft, findet man am Ende sogar heraus, was ältere Menschen mit Migrationshintergrund wirklich brauchen – und nicht nur, was man ihnen laut Förderrichtlinie gerne geben möchte.

Fest steht: Die SINN-Konferenz macht ihrem Namen alle Ehre. Man geht rein mit Fragen, kommt raus mit Flyern, neuen Kontakten, einem leicht vollem Bauch und der Erkenntnis: Vielfalt im Alter ist kein Problem – höchstens fürs Buffet, weil da nie genug Hefegebäck da ist.