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Solar-Seniorin im Schuldienst: Ahlen übernimmt die ehrwürdigste Photovoltaikanlage der Stadt

In Ahlen passiert dieser Tage Historisches – zumindest in jener Nische zwischen „kommunaler Energiestrategie“ und „Chronik der Dinge, die schon länger hätten passieren können“. Der örtliche Verein für erneuerbare Energien, liebevoll VERENA genannt, hat dem städtischen Gebäudemanagement eine Photovoltaikanlage überreicht, die seit 2001 auf dem Dach der Overbergschule Sonnenstrahlen einfängt wie andere Leute Panini-Bilder.

Solar-Seniorin im Schuldienst

Ja, richtig gehört: Eine echte Solar-Seniorin, Baujahr früher als so mancher heutige Smartphone-User, wechselt den Besitzer. Und sie läuft immer noch. Nicht schnell. Auch nicht elegant. Aber zuverlässig – wie die Kaffeemaschine im Rathaus, die seit 1999 tapfer vor sich hin brummt und inzwischen offiziell als Zeitzeuge gilt.

Von der Strahlkraft eines 3,6-kW-Charakters

Die Anlage besteht aus 48 polykristallinen Modulen – damals das Maß aller Dinge, heute ungefähr auf dem technischen Level eines Nokia 3210: unverwüstlich, aber eher charmant als modern. Dazu ein 3000-Watt-Wechselrichter, der seit zwei Jahrzehnten das tut, was Wechselrichter halt tun: Strom so umwandeln, dass die Schule etwas davon hat. Rund 3.240 Kilowattstunden liefern die Module pro Jahr – was in etwa dem entspricht, was die Schule braucht, um Licht einzuschalten, ohne dass jemand gleichzeitig den Staubsauger aussteckt.

Dass diese stolze Ertragsdame aus der Frühzeit der Solarrevolution nicht mit den hippen, hochglänzenden Gigawatt-Giganten von heute mithalten kann, ist klar. Aber man muss es ihr lassen: Sie hält durch. Und das auch an Regentagen, obwohl sie sich vermutlich schon oft gefragt hat, warum ausgerechnet Ahlen so wenig nach Kalifornien aussieht.

Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zeigt: Die alte Dame ist zwar nicht mehr die Schnellste, aber für den Eigenbedarf der Schule weiterhin sinnvoll einsetzbar. Eine Art „Best-Ager-plus“-Energiesystem mit enormem Erfahrungsschatz.

Warum das Ganze?

VERENA hat seit 1998 alles gegeben, um Ahlen nicht komplett in die fossile Steinzeit abgleiten zu lassen. Zahlreiche Projekte, Workshops, Informationskampagnen – kurz: Der Verein war schon klimafreundlich, als „klimafreundlich“ noch klang wie ein Nischenhobby zwischen Bioladen und Solarkreisgruppe.

Mit der Übergabe sagt VERENA: „Liebe Stadt, wir haben das Ding lange gerockt. Jetzt seid ihr dran. Möge der Strom mit euch sein.“

Gleichzeitig sagt die Stadt: „Cool, kostet uns fast nichts. Nur ein paar technische Umbauten. Die amortisieren sich in vier bis fünf Jahren. Danach schauen wir mal, ob die Module noch Lust haben oder in Solar-Rente gehen wollen.“

Ein Energiewende-Märchen mit Lokalbezug

Stellen wir uns das Ganze als kleine Szene vor:
Die PV-Anlage, etwas wettergegerbt, aber stolz, steht oben auf dem Schuldach, blickt in die Ferne und sagt: „Ich hab’s geschafft. Ich bin jetzt offiziell städtisch!“
Das ZGM schaut hoch, nickt anerkennend und murmelt: „Gut dass du noch läufst. Wir hätten sonst echt wieder was anschaffen müssen.“

Alles in allem also ein Ereignis, das zeigt, wie man mit kleinen, pragmatischen Entscheidungen große Dinge bewirken kann. Oder zumindest mittelgroße. Okay, ehrlicherweise eher solide mittlere Dinge. Aber im kommunalen Kontext ist das fast schon Weltgeschichte.

Denn: Die Übergabe verdeutlicht, wie wichtig es bleibt, kontinuierlich in moderne, leistungsfähige Anlagen zu investieren – von denen diese hier zwar nicht mehr ist, aber immer noch so tut, als wäre sie’s. Und allein dafür hat sie Respekt verdient. Vielleicht sogar ein Denkmal. Oder zumindest eine neue Schicht Moosentferner.

Ahlen sagt Danke – und Sonne, bitte bleiben Sie dran!