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Spezialausgabe Ortsausschuss Vorhelm

Vorhelm, das gallische Dorf zwischen Kreisstraße und Kaninchenzüchterverein, ruft am 15. September zur großen Demokratie-Show ins Bürgerhaus. Auf dem Programm: eine Mischung aus Shakespeare-Drama, RTL-Panelshow und IKEA-Bauanleitung. Wer dachte, Kommunalpolitik sei langweilig, der sollte sich diese Sitzung auf keinen Fall entgehen lassen – Eintritt frei, Popcorn bitte selbst mitbringen.

Ortsausschusses Vorhelm ist ein Symbol für die große Politik im Kleinformat

Punkt 1: Die neue Strukturfee

Den Auftakt macht die frischgebackene Leiterin der Stabsstelle Strukturförderung. Sie darf sich vorstellen – eine Art „Germany’s Next Verwaltungsleiterin“, nur ohne Heidi Klum, dafür mit PowerPoint. Die Mission: Strukturen fördern, koste es, was es wolle. Ob das heißt, dass bald auch die Vorhelmer Bushaltestelle strukturell gefördert wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls darf sich das Gremium freuen: Endlich jemand, der das Wort „Struktur“ so oft sagt, dass selbst ein Betonpfeiler Komplexe bekommt.

Punkt 2: Bericht des Vorsitzenden

Der Vorsitzende spricht. Niemand weiß, was er sagen wird – vermutlich einen Bericht. Wahrscheinlich geht es darum, dass das Wetter gut, die Sitzung schlecht und die Haushaltslage katastrophal ist. Traditionell folgt dieser Tagesordnungspunkt dem Prinzip: „Es könnte wichtig sein, muss es aber nicht.“ Politische Feuilletonisten nennen das den „Smalltalk der Demokratie“.

Punkt 3: Der Nachtbus – Fahrplan ins Nirwana

Um 17:32 Uhr in Sendenhorst-Albersloh startet ein Nachtbus. Ja, Sie haben richtig gelesen: um halb sechs nachmittags fährt ein Nachtbus. Und der soll gestrichen werden. Ebenso die 4:38-Uhr-Verbindung von Ahlen nach Vorhelm. Offizielle Begründung: „Zu wenige Fahrgäste.“ Inoffizielle Begründung: „Es fährt niemand außer einem betrunkenen Radfahrer, der sich verfahren hat.“

Vorhelm verliert damit seine letzte Chance, als Metropole des Nachtlebens durchzugehen. Ab sofort gilt: Wer nach 4:00 Uhr noch unterwegs ist, muss laufen, fliegen oder sich von den Heiligen drei Taxiunternehmen tragen lassen.

Punkt 4: Tempo 30 – die neverending Story

Die Verwaltung jongliert mit Paragrafen, als wären es Kegel im Schützenfestzelt. Es geht um die Frage: Wo darf man Tempo 30 fahren und wo nicht? Die Antwort ist kompliziert. Es braucht eine „qualifizierte Gefahrenlage“. Das klingt wie ein medizinisches Gutachten, ist aber nur Bürokratendeutsch für „Wir brauchen einen Grund“.

Die Diskussion liest sich wie ein Kneipenquiz:

  • Dorffelder Straße – bleibt’s langsam oder nicht?
  • Schachtstraße – Umbau, also vielleicht.
  • Pattenmeicheln – nur ein Lernort, keine Schule. Ergo: Rasern gute Fahrt.
  • Lütkeweg und Gemmericher Straße – vielleicht bald Lückenschluss, aber nur, wenn der liebe Gott eine Gefahrenlage herbeizaubert.

Unterm Strich: Tempo 30 gibt es schon, könnte es mehr geben, wenn es mehr Gefahren gäbe. Vielleicht sollte man einfach künstlich ein paar Schlaglöcher installieren.

Punkt 5: Grüner Antrag – abgelehnt

Die Grünen wollten Tempo 30 für die ganze Ortsdurchfahrt. Antwort der Stadt: ein klares „Nö“. Begründung: „Sonst müssten wir ja wirklich langsamer fahren.“ Und das wäre in Vorhelm so revolutionär wie WLAN im Kuhstall.

Punkt 6: Bürgerobstwiese – der Traum vom Apfel fürs Volk

Ein Ausschussmitglied möchte eine Bürgerobstwiese am Spielplatz. Klingt harmlos, könnte aber die größte Agrarreform seit der Domäne Ahlen werden. Gratis Äpfel für alle! Doch Experten warnen: Wer verteilt die Äpfel? Wer prüft die Birnen? Und vor allem: Wer schützt die Obstwiese vor den gefürchteten Apfelbrand-Angriffen der Dorfjugend?

Punkt 7: Hundeauslaufzone – Freiheit für Fiffi

Ein anderer Volksvertreter fordert eine Hundeauslauffläche. Endlich Platz für Bello, Rex und Chantal die Dackeldame. Der Antrag ist harmlos, doch Kenner ahnen: Hier beginnt der nächste Bürgerkrieg. Denn wo Hunde rennen dürfen, da fühlen sich Katzen, Jogger und Nordic-Walker sofort diskriminiert.

Punkt 8: Strontianitstraße – die schnelle Spur ins All

Eine Anfrage zu Geschwindigkeitskontrollen auf der Strontianitstraße. Allein der Name klingt schon nach Science-Fiction. Vielleicht soll hier bald die Star-Trek-Flotte landen. Oder die Verwaltung hat Angst, dass Tesla-Fahrer auf Warp-Geschwindigkeit beschleunigen. Jedenfalls: Tempo messen, vielleicht Blitzer aufstellen, ansonsten weiterträumen.

Punkt 9: Haarbachstraße – Tempo 30, die Rückkehr

Wieder Tempo 30, diesmal als Fortsetzungsserie auf der Haarbachstraße. Das Ganze erinnert an „Fast & Furious: Vorhelm Drift“. Nur dass die Autos hier keine 300 PS haben, sondern eher 30 Jahre TÜV-Erfahrung. Die Verwaltung prüft noch – vermutlich, bis die Autos elektrisch und Tempo 30 von allein fahren.

Punkt 10: Verschiedenes

Der letzte Tagesordnungspunkt, das Wundertütchen der Kommunalpolitik. Hier passt alles hinein: kaputte Straßenlaternen, verschwundene Verkehrsschilder, der Wunsch nach mehr Papierkörben oder der Vorschlag, Vorhelm in „Las Vorhelmas“ umzubenennen, um endlich touristisch ernst genommen zu werden.

Demokratie live im Bürgerhaus

Was lernen wir aus dieser epischen Tagesordnung?

  1. Tempo 30 ist das neue Tempolimit der Geduld.
  2. Der Nachtbus fährt nie wieder – außer als Geisterbahn.
  3. Obstwiesen sind gefährlicher als gedacht.
  4. Hunde brauchen mehr Platz, Katzen mehr Lobby.
  5. Und am Ende bleibt Verschiedenes – der Joker jeder Sitzung.

Vorhelm zeigt, wie Kommunalpolitik funktioniert: Man diskutiert eine Stunde über Tempo 30, eine weitere Stunde über Obstbäume, und am Ende ist die Sitzung länger als die Liste der Gefahrenlagen.