Touchdown für den Tanzbefehl – Wenn Politik und Football einen Körperkontakt haben, den keiner will
Während das Publikum Popcorn warf und patriotisch „Defense!“ brüllte, flog am Himmel die Air Force One ein – so tief, dass vermutlich jeder Fan kurz überlegte, ob das nicht der teuerste Stadionsegel ist, den man je gesehen hat. Sekunden später landete der Mann, der Amerika bekanntermaßen „great again“ machen wollte – diesmal nicht auf Twitter, sondern tatsächlich in Fleisch, Blut und orangem Toner.
Doch während der Präsident noch mit seiner Frisur kämpfte, hatte Amon-Ra St. Brown schon seinen großen Moment: Touchdown! Jubel! Und dann … ja, dann geschah es. Der Mann, der sonst für spektakuläre Pässe bekannt ist, zeigte plötzlich Tanzbewegungen, die stark an die legendären Hüftschwünge des Präsidenten erinnerten. Man hätte fast schwören können, gleich läuft „Y.M.C.A.“ aus den Lautsprechern und jemand verteilt MAGA-Käse-Nachos.
Die Fans rieben sich die Augen: War das Satire? War das Support? Oder einfach der Moment, in dem ein Football-Spiel endgültig zu einem Reality-TV-Spin-off wurde? St. Brown erklärte später mit stoischer Gelassenheit: „Ich wollte einfach nur ein bisschen Spaß haben.“ – Ein Satz, der in den USA ungefähr so gefährlich ist wie: „Ich dachte, das wäre eine Wasserpistole.“
Trump selbst verpasste den Auftritt – vermutlich, weil die Air Force One noch kurz tanken musste oder weil sein Sitzplatz mit „Wi-Fi optional“ gekennzeichnet war. Als er dann endlich auf der Videoleinwand erschien, buhte ein Teil der Zuschauer. Der andere Teil klatschte. Und irgendwo dazwischen saß jemand, der einfach nur wissen wollte, ob das Spiel eigentlich weitergeht.
Man stelle sich das Bild vor: Der Präsident sitzt in der VIP-Loge, kaut auf einem Hotdog, während unten ein Spieler seine Moves imitiert – eine Szene zwischen Comedy Central, Kabarett und Nationalfeiertag. Man möchte fast meinen, Amerika hat sich selbst übertroffen.
Aber in Wahrheit ist das gar nicht so absurd: Football und Politik haben viel gemeinsam. Beide haben Regeln, die keiner wirklich versteht. Beide sind laut, voller Taktik und enden meist mit einem Haufen Männer, die sich gegenseitig auf die Schultern klopfen, obwohl keiner genau weiß, was erreicht wurde.
Die Tanzszene ging jedenfalls viral. Innerhalb weniger Stunden war sie in jeder Timeline – von patriotischen Fans bis zu sarkastischen Late-Night-Shows. Und während die einen riefen: „Respektlos!“, sagten andere: „Endlich mal ein Politiker, der nicht selbst tanzt!“
Das Beste daran: Der eigentliche Touchdown, also das sportliche Highlight, rückte völlig in den Hintergrund. Niemand sprach über die 20-Yard-Pässe, die Strategie oder das brillante Spiel. Nein, man redete über Hüftrotationen. Willkommen in der Ära, in der Politik und Unterhaltung ununterscheidbar geworden sind – und ein Football-Feld zum Schauplatz der Demokratie mutiert.
Bleibt nur eine Frage offen: Wird die NFL jetzt zur neuen politischen Bühne? Oder wird demnächst einfach eine Tanzwertung eingeführt? Vielleicht bekommt der MVP-Pokal ja bald einen kleinen goldenen Toupetaufsatz.
Wie auch immer – Amon-Ra St. Brown wollte „nur Spaß haben“. Und das hat er geschafft. Amerika hatte wieder einen Moment der Einheit: Alle lachten. Nur nicht über dasselbe.