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Trump und der G20-Boykott: Wenn Diplomatie zum Twitter-Duell wird

Manchmal ist internationale Politik wie ein schlecht produziertes Reality-Format: Alle reden durcheinander, einer droht mit Auszug, und am Ende gewinnt sowieso keiner. In diesem Fall heißt der Hauptdarsteller – Überraschung! – der Mann mit dem orangen Filter, der wieder einmal beschlossen hat, dass Weltpolitik am besten per Capslock funktioniert.

Trump und der G20-Boykott: Wenn Diplomatie zum Twitter-Duell wird

Der neueste Streich: Südafrika. Der US-Präsident hat das Land öffentlich der „Menschenrechtsverletzungen“ beschuldigt – und zwar, wie so oft, ohne Belege, aber mit jeder Menge Empörung und Ausrufezeichen. In einem Truth-Social-Post, der klang, als hätte ihn eine besonders patriotische KI nach drei Energy Drinks geschrieben, verkündete er:
„Solange weiße Bauern getötet und ihr Land gestohlen wird, kommt keiner von uns! Punkt!“

Die diplomatische Welt hielt kurz den Atem an – oder scrollte einfach weiter. Denn was klingt wie eine moralische Mahnung, ist in Wahrheit Trumps Version von „Ich komme nicht auf die Party, weil ihr eh alle doof seid“. Nur dass die Party der G20-Gipfel in Johannesburg ist – und dort normalerweise die ganze Welt tanzt.

Boykott oder beleidigte Leberwurst-Diplomatie

Schon im September hatte Trump angekündigt, nicht persönlich zum Gipfel zu reisen – offenbar, weil Johannesburg nicht über genug Golfplätze verfügt. Stattdessen sollte sein Vize, JD Vance, hinfliegen, um den USA ein diplomatisches Lächeln zu verpassen. Doch jetzt droht: Auch der bleibt daheim. Offenbar ist die neue US-Außenpolitik eine Mischung aus Hausarrest und Schweigegelübde.

Die Begründung ist so durchschaubar wie Trumps Frisur im Sturm: Man sei „empört über Menschenrechtsverletzungen“. Allerdings gibt es dazu – wie so oft – keine Beweise. Nur Emotion, Pathos und ein bisschen Nostalgie nach der Zeit, als Twitter noch sein persönliches Sprachrohr war.

Die Welt trifft sich – die USA streamen nicht mit

Der G20-Gipfel, das Klassentreffen der globalen Alphatiere, findet am 22. und 23. November statt. Dort sitzen sonst die Größen aus Deutschland, Großbritannien, China, Russland, Saudi-Arabien – kurz gesagt: eine politische WG, in der man sich beim Abendessen höflich ignoriert.

Aber diesmal droht ein leerer Stuhl mit amerikanischer Flagge. Und der wird sicher symbolisch fotografiert – vielleicht mit einer kleinen Notiz: „Wegen Empörung verhindert“. Der Rest der Welt wird nicken, freundlich lächeln und hoffen, dass es wenigstens beim nächsten Treffen wieder Popcorn gibt.

Trump im Dauerwahlkampf-Modus

Man könnte fast meinen, der Präsident boykottiert den Gipfel nicht aus Prinzip, sondern einfach, weil er nicht im Mittelpunkt steht. Keine Bühne, kein Applaus, kein Buffet mit goldenen Servietten – wozu dann reisen? Stattdessen also lieber ein medienwirksamer Aufreger. Er nennt das „America First“, aber es klingt verdächtig nach „Ich, Ich, Ich“.

Und während die Diplomaten der Welt versuchen, Handelsabkommen zu retten und Krisen zu besprechen, schreibt er vermutlich schon den nächsten Post: „Niemand hat bessere Gipfel als ich!“

Gipfelfrei durch den November

So steht die Weltgemeinschaft also vor einem Gipfel ohne den lautesten Teilnehmer. Vielleicht wird’s dadurch sogar etwas ruhiger. Südafrika wird den Kaffee trotzdem servieren, Deutschland wird höflich nicken, und Russland wird so tun, als wäre es eingeladen worden.

Und Amerika? Bleibt zu Hause, vermutlich mit Popcorn und Livestream, um später sagen zu können: „Ich hab’s besser gemacht – bei meinem letzten Gipfel im Trump Tower.“