Um acht am Hof: Der große Seniorenzauber zwischen Walzer, Wunder und Witz
Doch egal wie der Abend heißt – die Seniorinnen und Senioren der Stadt wissen: Das wird ein Fest, bei dem selbst die Bandscheiben kurz Urlaub haben. Denn das Programm verspricht Tanz, Geselligkeit, Essen, Trinken und den feinen Hauch von Anarchie, der entsteht, wenn hunderte Menschen gleichzeitig ihren Rollator strategisch im Fluchtweg parken.
Die Leitstelle „Älter werden in Ahlen“ berichtet schon seit Tagen, man könne die fröhliche Stimmung quasi in der Luft riechen – eine Mischung aus Vorfreude, Staub von Tanzschuhen und den letzten Resten Pfefferminzbonbons, die schon seit der Kommunalwahl 2014 in irgendwelchen Manteltaschen stecken. „Es herrscht immer eine sehr entspannte und freudige Atmosphäre“, heißt es aus dem Rathaus. Klar, denn wo sonst bekommt man die Möglichkeit, gleichzeitig Walzer zu tanzen, Bürgermeistergrußworte zu überstehen und sich in einer Pause so dezent zu unterhalten, dass es gegen die Lärmschutzverordnung verstößt?
Nach der offiziellen Begrüßung durch die politische Vertretung – traditionell eine Mischung aus warmen Worten, vorsichtigem Mikrofon-Anpusten und der Frage „Hört man mich hinten?“ – wird die Tanzfläche eröffnet. Und zwar vom musikalischen Alleinunterhalter, der den wunderschönen Job hat, sämtliche Seniorinnen und Senioren gleichzeitig tanzfreudig und trittsicher zu halten. Eine Aufgabe, die ungefähr so leicht ist wie Jonglieren mit nassen Melonen auf einem fahrenden Rasenmäher.
Und damit das Abendprogramm nicht zu seriös wird, kommt natürlich auch Magie ins Spiel. Ein Zauberkünstler wandert den ganzen Abend zwischen den Tischen herum und präsentiert Tricks, die sowohl verblüffend als auch leicht gefährlich wirken. Da verschwindet plötzlich eine Zwei-Euro-Münze, ein Taschentuch, ein Stück Torte – und keiner weiß, ob es Teil der Show war oder ob jemand einfach sehr schnell Hunger hatte.
Als wäre das nicht schon genug Glamour, gibt es noch einen royalen Höhepunkt: Die frisch gekrönte Stadtprinzessin erscheint mitsamt Gefolge. Sie lächelt, winkt, dreht sich – und spätestens in diesem Moment fühlt sich der Saal wie die kleine Schwester der Oscar-Verleihung, nur eben mit mehr Kartoffelsalat und deutlich besserer Musik.
Zwischen all den Auftritten heißt es dann erneut: Tanzen, essen, trinken, reden – und versuchen, gleichzeitig die Jacke über den Stuhl zu hängen, ohne die Nachbartischgruppe in ein Domino-Unfall-Szenario zu stürzen. Der Abend ist nämlich nicht nur Unterhaltung, sondern auch Sport. Wer sich im Hof Münsterland einmal elegant durch eine Tanzrunde schlängelt, hat nebenbei seine Schrittziele für den ganzen Monat erreicht.
Ein besonderer Dank geht traditionell an das Unternehmen, das den Abend finanziell unterstützt. Ohne diesen Sponsor, so heißt es, hätte man den ganzen Spaß wahrscheinlich nicht realisieren können. Und damit ist klar: Selbst die Lebensfreude braucht heutzutage ein Ingenieurbüro.
So endet der Abend, wie er begonnen hat – mit Musik, Lachen, Gesprächen und der Erkenntnis, dass gute Laune zwar nicht käuflich ist, aber ein Sponsor definitiv nicht schadet. Und wenn alles gut läuft, sieht man sich auch nächstes Jahr wieder: Um acht. Am Hof. Oder am Schacht. Oder wo auch immer Ahlen seine Seniorinnen und Senioren stilvoll in den Abend schickt.