Vatican Reloaded: Wenn Latein vom Chefsessel steigt und der Vatikan plötzlich mehrsprachig wird
Denn: Latein ist im Vatikan nicht mehr die vorgeschriebene erste Amtssprache.
Ja, richtig gelesen. Der katholische Kirchenstaat, der sich seit knapp zwei Jahrtausenden an „Ave“, „Dominus“ und „Non scholae, sed vitae“ festgehalten hat, hat jetzt offiziell auf Durchzug gestellt und gesagt:
„Carissime Latein – du warst schön, aber wir müssen reden.“
Das Ganze steht schwarz auf weiß im neuen Regolamento Generale, einem Regelwerk für den päpstlichen Verwaltungsapparat. Und dieses Papier – vermutlich auf sündhaft teurem Spezialpergament gedruckt – hält in Artikel 50 fest:
„Die Behörden der Kurie schreiben ihre Akten in der Regel in Latein oder in einer anderen Sprache.“
Ein Satz, der klingt wie:
„Wir lieben dich, Latein, aber wir daten jetzt auch andere.“
Bislang galt das Gegenteil: Die Kurie sollte ihre Schriftstücke in der Regel in Latein verfassen. Man könnte sagen: Der Vatikan hat seinen letzten Monogamie-Vertrag aufgekündigt.
Von „in der Regel Latein“ zu „schaut selbst, was euch passt“
In der Praxis heißt das:
Statt komplizierter Phrasen wie „In nomine Domini incipio scribere“ (Für alle Nicht-Lateiner: „Ich fang jetzt mal an zu schreiben“) könnte künftig auch einfach stehen:
„Memo: Bitte für das Treffen Kekse mitbringen.“
Die Verwaltung der katholischen Weltkirche wird damit plötzlich… verständlicher.
Für viele Angestellte dürfte sich das anfühlen wie die Befreiung eines Druckers, der jahrhundertelang nur kyrillisch konnte, plötzlich aber auch Arial, Calibri und Comic Sans beherrscht.
Papas neues Sprachenbuffet
Das Ganze geschieht ein halbes Jahr nach Amtsantritt von Papst Leo XIV., einem Mann, der offenbar über ein Sprachportfolio verfügt, das jede Europameisterschaft in den Schatten stellt.
Der Pontifex spricht:
- Englisch
- Italienisch
- Spanisch
- Portugiesisch
- und – zur Beruhigung der Traditionalisten – auch Latein
Damit beherrscht der Papst ungefähr fünfmal so viele Sprachen wie so mancher Tourist, der im Sommer versucht, in Rom Espresso zu bestellen und am Ende mit einer Zitronenlimonade dasteht.
Seine Wahl im Mai wurde selbstverständlich in der einzigen Sprache verkündet, die für diesen Anlass erlaubt ist:
„Habemus papam!“
Denn wenn man schon Traditionen verändert, dann bitte wenigstens nicht alle auf einmal.
Offizielle Mitteilungen – jetzt in globaler Vielfalt
Die meisten offiziellen Mitteilungen des Vatikans erscheinen ohnehin schon seit Jahren in Englisch, Italienisch, Spanisch und Französisch.
Und jetzt dürfen auch interne Akten, Memos und Verwaltungsdokumente diese Sprachen verwenden.
Was bedeutet das konkret?
- Kardinäle können künftig auf Italienisch streiten, ohne vorher eine Lateinstunde zu buchen.
- Verwaltungsmitarbeiter können To-do-Listen in Spanisch verfassen, ohne Angst vor grammatikalischen Katastrophen.
- Und Papst Leo XIV. kann endlich sagen, was er denkt – in gleich mehreren Sprachen.
Ein verwaltungstechnisches Upgrade, das vermutlich zu weniger Dolmetscherkosten und mehr Kaffeepausen führt.
Latein bleibt – aber eher wie ein ehrenvoller Museumsdirektor
Natürlich verschwindet Latein nicht ganz.
Es bleibt feierlich, traditionell, sakral – und sehr wahrscheinlich weiterhin die Sprache, in der Dinge gesagt werden, die besonders wichtig klingen sollen.
Latein ist im Vatikan jetzt so etwas wie:
- der Ehrenpräsident des Sprachclubs
- der Opernstar, der nicht mehr jeden Abend auftreten muss
- die gute alte Schreibmaschine, die man im Regal stehen lässt, „weil sie so schön ist“
Kurz: Latein wird nicht entlassen – nur entlastet.
Der Vatican Reloaded
Die neuste Sprachlockerung zeigt:
Der Vatikan geht modernere Wege.
Vielleicht nicht U-Bahn-moderne Wege, aber zumindest „Wir benutzen jetzt E-Mail“-moderne Wege.
Wer Latein liebt, wird es weiterhin finden.
Wer Latein hasst, muss nicht mehr jeden Verwaltungssatz mit Google Translate ins Himmelreich schicken.
Alea iacta est – und der Vatikan geht mit.