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„Vermisst: 160 Schulanfänger!“ – Wenn die Einschulung zur kommunalen Detektivarbeit wird

In Ahlen weiß man: Der Herbst bringt drei Dinge zuverlässig mit sich – fallende Blätter, klebrig-süße Spekulatius im Supermarkt und die alljährliche Frage, wie viele Kinder denn nun nächstes Jahr eingeschult werden. Und jedes Jahr gleicht diese Frage weniger einer Statistik und immer mehr einer kriminalistischen Meisterleistung.

„Vermisst: 160 Schulanfänger!“ – Wenn die Einschulung zur kommunalen Detektivarbeit wird

Denn auch in diesem Jahr meldet die Stadt zum Stichtag, dem 17. November, wieder eine Kategorie, die bereits Legendenstatus erreicht hat:
„Die Unauffindbaren“ – 160 schulpflichtige Kinder, die sich standhaft weigern, auf irgendeiner Anmeldeliste zu erscheinen.
Im Vorjahr waren es 165. Man könnte also sagen: Ein Fortschritt. Ein kleiner. Ein Mini-Schritt. Ein Schrittchen. Vielleicht sogar ein Schrittlein. Aber immerhin ein Schritt in Richtung Vollständigkeit.

Dass Kinderanmeldungen nicht einfach so passieren, sondern von Eltern vorgenommen werden müssen, scheint jedes Jahr wieder eine Überraschung zu sein – ähnlich spektakulär wie der Januar-Schock: „Was? Schon wieder Silvester vorbei?“
Aber keine Sorge: Das Ahlener Amt für Schule und Weiterbildung ist nicht nur zuständig, sondern auch geduldig wie ein Zen-Mönch und hartnäckig wie ein Inkasso-Unternehmen in Watte.
Es nimmt den Hörer in die Hand und kontaktiert jene Eltern, die die Frist verpasst haben. Freundlich, bestimmt, und vermutlich mit jenem wohlbekannten Satz:
„Hallo, hier ist die Stadt – Ihr Kind ist übrigens nächstes Jahr schulpflichtig.“
Ein Satz, der jedes Jahr aufs Neue Menschen überrascht, obwohl ihr Kind sich seit Jahren ankündigt, jeden Morgen am Frühstückstisch sitzt und unübersehbar wächst.

Dass diese Nachmeldungen die Anmeldezahlen noch ordentlich durcheinanderwirbeln, versteht sich von selbst. Schließlich entsteht erst durch die berühmten „last minute“-Anmeldungen die Spannung, die eine ordentliche Verwaltungsplanung erst so richtig aufregend macht.

 

Das große Warten: Wer bekommt wie viele Eingangsklassen?

Doch damit ist der Spaß noch nicht vorbei.
Die Entscheidung darüber, wie viele Eingangsklassen jede Schule bilden darf, ist nämlich nicht etwa Sache der Stadt allein. Nein, das wäre ja viel zu einfach.

Stattdessen blickt man gespannt nach Düsseldorf, wo das Ministerium für Schule und Bildung im Januar den „Erlasse-Segen“ verteilt – eine Art pädagogischer Wetterbericht, der darüber entscheidet, wie viele kleine Menschen wohin gehen dürfen.

Und weil es diese Vorgaben erst Mitte Januar gibt, kann die Stadt vorher rein gar nichts entscheiden. Nicht einmal „so ungefähr“.
Das schafft eine fantastische Mischung aus Spannung und administrativem Zähneknirschen, die man nur aus dem kommunalen Schulwesen kennt.

Erst dann, also mitten im dunklen Winter, wird festgelegt, wie viele Klassen pro Schule gebildet werden dürfen.
Und erst dann weiß man auch, ob eine Schule so beliebt ist, dass ein Auswahlverfahren nötig wird – also eine Art Casting-Show im Mini-Format, bei dem statt Gesangstalenten einfach Kinder antreten, die lesen lernen wollen.

 

Eltern müssen sich gedulden: Infos erst Ende des ersten Quartals 2026

Und weil die Planungskette länger ist als die Schlange vor der Popcorn-Theke an einem Kinodienstag, dauert alles seine Zeit.
Die Entscheidung des Landes kommt Mitte Januar.
Dann trifft die Stadt ihre Entscheidungen.
Dann wird geprüft, sortiert, verworfen, neu sortiert.
Dann telefoniert man.
Dann schreibt man Listen.
Dann korrigiert man Listen.
Dann findet man noch drei Anmeldungen im Rucksack eines Kindes.
Und erst am Ende des ersten Quartals 2026 – also irgendwann, wenn der Winter sich verabschiedet und Ahlen langsam aus dem Schal herauswächst – können die Schulleitungen endlich mitteilen:

„Ja, Ihr Kind hat einen Platz.“
oder
„Wir melden uns nochmal.“

Eltern kennen diese Ungewissheit bereits aus früheren kommunalen Abenteuern und haben vermutlich längst gelernt, dass Gelassenheit im Schulwesen eine Überlebensstrategie ist – wie Kaffee im Büro oder Pflaster im Kindergarten.

 

Jedes Jahr eine kleine Einschulungs-Odyssee

Was bleibt?
Die Erkenntnis, dass Schulplanung in Ahlen ein bisschen ist wie ein Wimmelbild:
Viele Zahlen, viele Menschen, viele Aufgaben – und irgendwo fehlen immer 160 Kinder.
Aber am Ende findet sich alles.
Wie immer.
Wie jedes Jahr.
Als wäre es Tradition.