Vom Westendunkelweg zum WestenHELLweg: Dortmund schrubbt sich zurück ins Licht
Doch in letzter Zeit sah er weniger nach Shoppingparadies und mehr nach „Lost Place mit Bonusprogramm“ aus. Die Dortmunderinnen und Dortmunder flüsterten bereits den scherzhaften neuen Namen: „Westendunkelweg“ – die Straße, die mehr Grauschattierungen hat als ein mittelmäßiger Fantasyroman.
Doch damit ist jetzt Schluss.
Dortmund holt zum großen Frühjahrsputz im Winter aus.
Ab Donnerstag, 27. November, rückt die EDG an – mit Geräten, Bürsten, Schrubbern, Druckdüsen und vermutlich auch einer Portion Verzweiflung – um dem Pflaster eine „intensive Sonderreinigung“ zu verordnen.
Stadtoberhaupt, das sich gern als Sauberkeitsmotivator inszeniert, hat das Ganze persönlich angekündigt. Und wie immer, wenn in Dortmund etwas sauberer, heller oder einfach nur sichtbar wird, nennt er es:
„Ein wichtiger Schritt für mehr Sicherheit, Ordnung und vor allem Sauberkeit.“
Wenn Engel Staubwedel hätten – so würde es klingen.
Warum wird plötzlich geputzt? Die Ölpanne – eine Tragikomödie in mehreren Akten
Der Anlass für die große Sache war – wie so oft – ein Unfall.
Im letzten Jahr gab es eine Ölpanne, die Teile des Westenhellwegs in eine rutschige Gefahr verwandelt hatte. Natürlich musste die EDG damals gründlich reinigen. Und zwar richtig gründlich. Spielplatz-desinfiziert-gründlich. Krankenhausflur-gründlich. „Wir reinigen einmal so, dass selbst das Pflaster sich wundert“-gründlich.
Und während dieser Putzaktion passierte etwas Unerwartetes:
Der gereinigte Abschnitt strahlte plötzlich heller als ein frisch geputzter Badezimmerfugen-Influencer-Post.
Die Passanten blinzelten irritiert in dieses neue, strahlende Straßenstück.
Und wie bei jedem Glitzerfilter passierte dasselbe:
Alles andere sah plötzlich noch schlimmer aus.
Der Kontrast war so deutlich, dass das restliche Pflaster wie ein Vorher-Foto in einer Putzmittel-Werbung wirkte.
Trist, grau, leicht angeekelt.
Und spätestens da wusste die Stadt:
Wir müssen ran. Alles muss sauber. Die ganze Straße. Komplettprogramm.
Was bedeutet das für Dortmund?
Ganz einfach: Straßen-Wellness.
Die EDG kommt nicht zum Staubwischen – sie kommt für eine Art Straßen-Spa-Behandlung:
- Hochdruckreinigung
- Warmes Wasser statt kalter Hoffnung
- Bodenbürsten, die aussehen wie XXL-Zahnbürsten
- Reinigungsmittel, die wahrscheinlich mehr Power haben als mein letzter Versuch, einen Kalkfleck zu besiegen
Wenn alles durch ist, wird der Westenhellweg wieder glänzen.
Menschen sollen wieder schlendern können, ohne den Eindruck zu haben, dass sie nach jedem Schritt einen grauen Film mitnehmen.
Kurz:
Es wird der WestenHELLweg – mit HELL in Großbuchstaben.
Und was sagt der banahlenhafte Beobachter dazu?
Natürlich freuen wir uns alle darüber, dass die Stadt etwas tut.
Eine saubere Einkaufsmeile ist eine schöne Einkaufsmeile.
Und jede Investition in Sauberkeit ist besser als die Alternativen:
Schmutz, Schmutz – und, du ahnst es – noch mehr Schmutz.
Doch im banahlig-satirischen Blick bleibt ein Gedanke hängen:
Es ist schon verrückt, wie oft Politik erst dann reagiert, wenn irgendwo versehentlich etwas richtig sauber wird – und man plötzlich merkt, dass der Rest eigentlich … äh … nun ja … „optimierungsbedürftig“ ist.
Vielleicht sollten wir in Zukunft jedes Jahr eine kleine Ölpanne einplanen.
Rein aus ästhetischen Gründen.