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Von Ganztag bis Revolution Train: Der Ausschuss dreht auf

Man nehme: ein Montag, 15 Uhr, viertes Obergeschoss, Raum C 4.26 – und schon ist man im Herzen der kommunalen Hochkultur: der Sitzung des Ausschusses für Kinder, Jugendliche und Familien. Hier werden nicht nur Tagesordnungen verlesen, hier wird Zukunft gemacht. Oder zumindest so getan, als könne man sie mit Paragrafen und PowerPoint zuverlässig planen. Wer pünktlich kommt, hat übrigens schon verloren – denn die besten Plätze sind von Stammgästen mit Notizblock längst blockiert.

Von Ganztag bis Revolution Train: Der Ausschuss dreht auf

Punkt 1: Die Bürgersprechstunde – Demokratie mit Publikumsjoker

Der Ausschuss startet demokratisch: Die Bürger dürfen fragen, die Verwaltung antwortet. Meistens mit Sätzen, die klingen wie Sudoku in Amtssprache. Aber immerhin: Wer hier eine Frage stellt, kriegt wenigstens nicht sofort einen Bußgeldbescheid, sondern ein freundliches Nicken und einen Verweis auf „die nächste Vorlage“. Besonders beliebt ist die Frage nach Kita-Plätzen – da öffnet die Verwaltung sofort die Excel-Mappe, die aussieht wie moderne Kunst.

Punkt 2: Bericht der Verwaltung – Excel live on stage

Der Verwaltungsteil ist der Moment, in dem Beamtinnen und Beamte zu Entertainern werden. Zahlen, Daten, Balkendiagramme – alles da. Nur die Musik fehlt. Stattdessen trockenes Amtsdeutsch, das klingt, als hätte jemand Google Translate zwischen Deutsch und Verwaltungssprache in Dauerschleife laufen lassen. Erfahrene Zuhörer spielen längst Bingo: „Fallkostensteigerung“ – Kreuzchen. „Bedarfsplanung“ – Kreuzchen. „Qualitätszirkel“ – BINGO!

Punkt 3: Ganztagsförderung – die große Eheschließung

Der Kreis und seine Kommunen schließen einen Kooperationsvertrag. Klingt nach Harmonie, riecht aber nach Verwaltungs-Ehevertrag: Wer bringt was mit, wer zahlt im Ernstfall, und wer darf die Kinder behalten? Am Ende einigt man sich: Alle machen mit, keiner darf kneifen, und falls es teuer wird, zahlt die jeweilige Kommune selbst. Das nennt man „kommunale Verantwortung“ – übersetzt: Wer zuerst pleite ist, war selbst schuld.

Punkt 4: Neue Satzung – Rebranding der Bürokratie

Das Amt hat sich umbenannt. Früher hieß es „Amt für Kinder, Jugendliche und Familien“, jetzt „Amt für Jugend und Bildung“. Klingt dynamisch, fast wie ein Tech-Start-up. Fehlt nur noch ein Logo in Pastellfarben und ein Slogan: „Wir bilden Zukunft – powered by Umlage.“ Insider munkeln, die nächste Namensrunde könnte „Amt für Happiness und Lifelong Learning“ heißen.

Punkt 5: Hilfen zur Erziehung – teuer, aber unverzichtbar

Die Zahlen steigen: mehr Kinder in Einrichtungen, höhere Kosten. Früher reichte ein Taschengeld, heute kostet ein Kind fast so viel wie ein Mittelklassewagen im Leasing. Aber: Kinderschutz geht vor, das sagt die Verwaltung – und recht hat sie. Sollte jemand die Kosten kritisieren, wird sofort das Zauberwort „Kindeswohl“ ausgesprochen – und die Diskussion endet wie durch Hypnose.

Punkt 6: Revolution Train – Drogenprävention auf Schienen

2071 Menschen sind 2025 in den „Revolution Train“ eingestiegen. Ein Zug, der nicht nach Berlin fährt, sondern direkt in die Köpfe: „Drogen sind doof.“ Mit Quiz, Begleitprogramm und mehr Pädagogik als in einer ganzen „Sendung mit der Maus“-Staffel. Das Echo: Begeisterung pur. Man wartet gespannt auf die Fortsetzung: „Schulden-ICE“ oder „Klimawandel-Tram“.

Punkt 7: Schulsozialarbeit – der schwarze Gürtel im Konfliktmanagement

Koordinierung, Fortbildung, Qualitätszirkel – kurz: Schulsozialarbeit wird professionalisiert wie nie. Es gibt eine elftägige Veranstaltungsreihe für Fachkräfte, bei der Themen von Kinderschutz bis Classroom-Management behandelt werden. Wer das durchsteht, bekommt nicht nur ein Zertifikat, sondern vermutlich auch ein Superhelden-Cape. Viele hängen es direkt gerahmt neben die Kaffeemaschine – als stille Mahnung an alle Elternabende.

Punkt 8: Kindergartenbedarfsplanung – das Musical „Stühle zu viel“

Nach Jahren des Ausbaus gibt es plötzlich zu viele Plätze. Manche Gruppen bleiben leer, andere boomen. Ein Puzzle, das niemand freiwillig zusammensetzt. Lösungsvorschläge: Gruppen umwandeln, reduzieren oder gleich schließen. Klingt drastisch, ist aber nur die kommunale Version von „Frühjahrsputz“. Man stelle sich die Schlagzeile vor: „Kita-Plätze im Sonderangebot – jetzt drei zum Preis von zwei.“

Ein Montag voller Möglichkeiten

Diese Sitzung ist mehr als Verwaltung. Sie ist ein Kaleidoskop aus großen Ideen, kleinen Problemen und endlosen Aktenordnern. Zwischen Kooperationsvertrag und Drogenzug zeigt sich: Kinder, Jugendliche und Familien sind nicht nur Zielgruppe – sie sind das Herzstück der politischen Comedy-Show im Kreishaus. Eintritt frei, Kaffee aber bitte selbst mitbringen.


Wer glaubt, Ausschusssitzungen seien trocken, war noch nie im Großen Ausschusszimmer. Dort, wo Paragraphen zu Pointen werden, Excel zu Drama und jeder TOP klingt wie der Titel einer Netflix-Serie.