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Weiß ist das neue Grün – Die Ampel erfindet sich neu (und explodiert hoffentlich nicht wieder)

Es war einmal in Berlin, anno 1924, als die erste deutsche Ampel stolz aufleuchtete – vermutlich mit mehr Pathos als jedes Neujahrsfeuerwerk. Damals war das eine Revolution: Drei Farben, drei Befehle, null Verständnis bei den Autofahrern. Und doch: Die Menschheit hielt inne, blickte ehrfürchtig auf das leuchtende Rot, das verheißungsvolle Grün und – irgendwann später – das gelbe „Mach dich bereit auf gar nichts“-Signal.

Weiß ist das neue Grün – Die Ampel erfindet sich neu (und explodiert hoffentlich nicht wieder)

Aber wie jede gute Beziehung zwischen Mensch und Maschine hat auch die Liebe zur Ampel irgendwann Risse bekommen. Denn wer kennt sie nicht, diese fast philosophischen Sekunden, in denen man nachts um drei an einer roten Ampel steht, kein Auto weit und breit, und man sich fragt: Bin ich der Idiot – oder das System?

Nun aber steht die nächste Evolutionsstufe bevor. Forscher aus Übersee, genauer gesagt aus North Carolina (wo Ampeln vermutlich mehr Freunde haben als Politiker), wollen eine vierte Farbe einführen: Weiß.

Nein, das ist kein Modetrend. Das weiße Licht soll künftig aufleuchten, wenn sich genug autonome Fahrzeuge an einer Kreuzung versammeln – also wenn die Roboter das Ruder übernehmen. Dann übernimmt nämlich nicht mehr die Ampel die Kontrolle, sondern die selbstfahrenden Autos selbst. Sie reden digital miteinander, während die menschlichen Fahrer daneben stehen und hoffen, dass sie wenigstens verstanden haben, was „grünes WLAN“ bedeutet.

Das Prinzip ist einfach: Wenn Weiß leuchtet, sollen Menschen einfach den autonomen Fahrzeugen folgen – sozusagen eine „Alexa, fahr mir nach“-Situation auf vier Rädern. Die KI-Autos regeln den Verkehr unter sich, ohne auf die Ampel zu warten. Effizient, schnell, rational. Kurz: alles, was der Mensch im Straßenverkehr nicht ist.

Laut den Forschern könnte das Staus um bis zu 94 % reduzieren. Und wenn man den deutschen Feierabendverkehr kennt, klingt das fast nach Magie. Nur eine kleine Einschränkung: Aktuell gibt es in Deutschland ungefähr so viele autonome Fahrzeuge wie flugfähige Schweine. Aber hey – Fortschritt fängt klein an.

In ein paar Jahren könnte das also so aussehen: Man steht an der Kreuzung, die Ampel leuchtet weiß, und der alte Diesel-Golf vor einem fragt sich: „Bin ich jetzt erleuchtet oder einfach nur veraltet?“ Währenddessen flitzen die Robo-Taxis, E-Busse und KI-Karren wie eine perfekt choreografierte Balletttruppe durchs Kreuzungsballett – und der Mensch klammert sich an seinen Blinker wie an den letzten Rest Selbstbestimmung.

Noch ist alles Theorie. Die Forscher wollen das Ganze erst einmal in „kontrollierten Umgebungen“ testen. Klingt vernünftig, wenn man bedenkt, dass die allererste Ampel in London nach wenigen Wochen explodiert ist. Gasleck. Peng. Ende der Verkehrsordnung.

Ob’s diesmal besser läuft? Wer weiß. Vielleicht sieht die Zukunft so aus: Rote, gelbe, grüne und weiße Lichter tanzen über Kreuzungen – während irgendwo ein Radfahrer ruft: „Ich hab doch Vorrang!“