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Wenn Amtszeit auf Reality-TV trifft – Dortmunds Bürgermeister zieht Bilanz (mit Hashtag und Haltung)

Dortmund hat fertig. Zumindest, was diese Amtszeit betrifft. Fünf Jahre lang stand an der Spitze der Stadt ein Oberbürgermeister, der in Krisen jonglierte wie ein Zirkusartist mit Schlafmangel. Pandemie, Krieg, Energiekrise – alles inklusive. Jetzt, am Ende seiner Amtszeit, schaut er zurück – natürlich nicht einfach so, sondern im Format #amtlich. Denn wenn schon Rückblick, dann bitte mit Hashtag, Sitzordnung und Lichtkonzept.

Wenn Amtszeit auf Reality-TV trifft – Dortmunds Bürgermeister zieht Bilanz (mit Hashtag und Haltung)

Gemeinsam mit dem Stadtsprecher, einer Art kommunalem Sidekick zwischen Pressestelle und Tagesschau, nahm er im ehrwürdigen Ratssaal Platz, um noch einmal alles Revue passieren zu lassen. Keine Sorge: Der Ratssaal wurde vorher wahrscheinlich gründlich gelüftet, schließlich hängt hier immer noch der Geruch vergangener Sitzungen – eine Mischung aus Aktenordner, Angstschweiß und abgestandener Kommunalpolitik.

Die Themen, die besprochen wurden, sind von globaler Tragweite: Corona, Krieg, Krise. Es fehlte nur noch ein Meteoriteneinschlag, und die Bingo-Karte der Amtskatastrophen wäre voll gewesen. Doch der Bürgermeister hielt durch. Während Toilettenpapier zur Währung wurde und Gas plötzlich teurer war als Gold, blieb Dortmund stabil – oder sagen wir: stabil genug, um weiter Pommes zu essen und BVB-Diskussionen zu führen.

In der Video-Reihe #amtlich, die regelmäßig auf den digitalen Bühnen der Stadt gespielt wurde, gab das Stadtoberhaupt Einblicke in Projekte, Probleme und – Überraschung – auch Chancen. Ein bisschen wie „Behind the Scenes“ der Kommunalpolitik: weniger Netflix, mehr Niederschrift. Da sah man ihn zwischen Baustellen, Bilanzen und Bürgerfragen – mal in der Jacke, mal im Hemd, aber immer mit dieser unausgesprochenen Botschaft: „Ich mach das hier wirklich.“

Jetzt, am Ende, zieht er Bilanz. Und zwar so, wie man das in Dortmund eben macht: sachlich, mit leichtem Stolz und ohne zu viel Pathos. Denn wer fünf Jahre durch Dauerkrise regiert, hat keinen Nerv mehr für Poesie. „Zusammenhalt“ sei das Wort der Stunde, betont er – und man glaubt es ihm. Schließlich hat diese Stadt schon vieles überlebt: Stahlkrise, Strukturwandel, die Niederlage im Pokalfinale.

Natürlich darf auch die Selbstdarstellung nicht fehlen – wir leben schließlich in einer Zeit, in der Politik ohne Medienpräsenz so sinnvoll wäre wie ein Ratssaal ohne Mikrofone. #amtlich war damit nicht nur eine Serie, sondern eine Art Imagepflege mit Infotainment-Charme. Und wenn man ehrlich ist: Gar keine schlechte Idee. Vielleicht sollten auch andere Verwaltungen das übernehmen – „#amtlichAhlen“, „#bürokratischBonn“, „#formblattFrankfurt“.

So endet also eine Amtszeit, die mehr Krisen hatte als Feiertage, aber auch mehr Memes als sonst irgendeine Ära der Dortmunder Stadtgeschichte. Die Stadt steht noch, die Verwaltung atmet, und der Ratssaal bleibt das, was er immer war: Bühne, Bunker und Beichtstuhl der Lokalpolitik.