Wenn Ausschüsse tanzen – Ahlen probt die Zukunft
Wärmenetze im Fitnessstudio
Los geht es mit der Präsentation der „Transformationsplanung“ für die Wärmenetze. Das klingt erst einmal nach PowerPoint-Marathon, entpuppte sich aber als energetische Fitnesskur: Ziel ist es, die Ahlener Heizungen so schlank und klimafreundlich zu machen, dass sie spätestens 2045 auf dem Titelblatt von „Öko-Vogue“ posieren können. Die Botschaft: Die Röhren schwitzen künftig nur noch erneuerbare Kalorien.
Randbemerkung: Die Wärmenetze sind quasi die einzigen Netze, die in Ahlen garantiert nicht reißen, wenn alle gleichzeitig streamen.
Ladepunkte für alle – oder doch nur für Google Maps?
Dann folgte das Dauerbrenner-Thema: Ladeinfrastruktur für E-Autos. Das Konzept sieht vor, 25 Standorte in Ahlen zu identifizieren. Damit sollen Stromer künftig überall ihre Kaffeepause machen können – von der Innenstadt bis zum Schnellrestaurant.
Doch die Pointe: Während Bürgerinnen und Bürger sich freuen, dass endlich jemand ihre Steckdose ernst nimmt, plant Google Maps längst, den Ahlener Stadtplan eigenhändig mit Lade-Emojis zu dekorieren.
Randbemerkung: Wenn Ahlen so weitermacht, wird die erste Schnellladestation direkt neben dem Pferdemarkt eröffnet – für Elektro-Hengste mit nachhaltigem Hufschlag
Tempo 30 in Vorhelm – das Schneckentempo als Lebensgefühl
Die Grünen wollten die Ortsdurchfahrt in Vorhelm mit Tempo 30 entschleunigen. Klingt nach einer netten Idee, wäre da nicht die Realität: 7.067 Fahrzeuge donnern täglich durch den Ort, davon gefühlt 6.500 Traktoren in der Erntezeit.
Die Verwaltung winkte ab: „Gefährdungslage? Fehlanzeige.“ Schließlich fährt man in Vorhelm nur dann zu schnell, wenn man versucht, einem Linienbus auszuweichen.
Randbemerkung: Tempo 30 ist hier schon fast Formel 1 – verglichen mit dem Radfahrer, der auf der L586 wie ein aufrechter Ritter gegen SUVs kämpft.
Parkleitsystem – analog vs. digital
Ein Duell wie aus einem schlechten Science-Fiction-Film:
- Die SPD wollte ein analoges Parkleitsystem – mit Schildern, Pfeilen und dem guten alten „Hier lang zum Parkplatz“-Charme.
- Die FWG konterte mit einem digitalen System – Apps, Sensoren und LoRaWAN, das klingt schon nach Zukunftsmusik direkt aus dem Raumschiff Enterprise.
Am Ende blieb die Erkenntnis: Analog ist zu teuer, digital ist noch teurer. Und weil sowieso jeder sein Navi benutzt, beschränkt man sich künftig auf den Hinweis: „Fahr doch einfach dahin, wo Platz ist.“
Randbemerkung: 635 Parkplätze in der Innenstadt – theoretisch genug für alle. Praktisch sind sie aber belegt von Menschen, die nur „mal eben“ Brötchen holen.
Nachtbus – wenn keiner fährt, spart die Stadt
Die Linie N1 hatte Fahrten im Angebot, die ungefähr so beliebt waren wie ein Regenschirm im Freibad. Samstags 17:32 Uhr – zwei Fahrgäste. Sonntags 04:38 Uhr – null Fahrgäste.
Die Stadt strich die Fahrten und sparte damit 7.500 Euro pro Jahr. Ein finanzieller Meilenstein: Mit dem Geld könnte man immerhin zwei Parkschilder finanzieren – oder eine halbe Laterne am Radweg.
Randbemerkung: Die letzte Fahrt um 04:38 Uhr war offenbar nur für Fledermäuse attraktiv.
Bürgerbefragung: Die große Pinnwand der Klagen
Beim Umwelttag 2025 durften die Ahlener Bürgerinnen und Bürger ihre Meinung äußern – auf bunten Karten, die wie ein Wunschzettel an den Weihnachtsmann klangen:
- „Mehr Fahrradbügel, bitte!“
- „Kopfsteinpflaster weg!“
- „Tempo 30 überall!“
- „Weniger E-Scooter in der Fußgängerzone!“
Die Verwaltung nickte fleißig und versprach, alles „weiterzugeben“. Übersetzt heißt das: Die Pinnwand wird archiviert, und 2045 – pünktlich zur Wärmenetz-Neutralität – schaut man noch mal drauf.
Randbemerkung: 54 Eingaben für eine ganze Stadt – das ist weniger als die Beschwerden über kalte Pommes in der Ahlener Innenstadt an einem Wochenende.
Ahlen auf dem Weg zur Klimahauptstadt
Ob Wärmenetz oder Parkplatzschild – der Ausschuss zeigte, dass große Transformationen im Kleinen beginnen. Mal mit Tempo 30, mal mit der Streichung eines Busses, mal mit einer Bürgerkarte voller bunter Ideen.
Ahlen ist damit auf bestem Weg, die Welthauptstadt der satirisch angehauchten Mobilitäts- und Klimapolitik zu werden. Manchmal braucht es keine Revolution, sondern nur einen Ausschuss, der sich traut, Parkplätze und Wärmerohre in einem Atemzug zu diskutieren.
Randbemerkung: Die eigentliche Klimaneutralität erreicht Ahlen erst dann, wenn die Sitzung selbst emissionsfrei läuft – also ohne Papiervorlagen, aber mit Popcorn.