Wenn Bildung und Kultur in Ahlen Samba tanzen – Der Schul- und Kulturausschuss
Ö 1: Begegnungszentrum – Kultur mit Flachdach und Kaffeeküche
Zuerst stellt der Türkisch-Islamische Kulturverein seine Pläne für ein Begegnungszentrum vor. „Begegnung“ heißt in der Verwaltungssprache: ein Raum mit Stühlen, in dem jeder jeden über den Haufen reden darf. Kulturzentrum heißt: ein Saal, der tagsüber von Rentner-Gymnastikgruppen genutzt wird und abends für Folkloretanz, Karaoke und Steuererklärungshilfe offensteht. Alles flankiert von der unvermeidlichen Frage: Wer zahlt das? Antwort: Irgendwer. Hauptsache nicht die, die es nutzen.
Ö 2: Schulstraßen – Asphalt wird pädagogisch
Dann kommt das grüne Lieblingsthema: Schulstraßen. Eltern dürfen mit bunten Post-its markieren, wo ihre Sprösslinge am meisten gefährdet sind – bevorzugt direkt vor der Schule, wenn Papa im SUV die „Schatzis“ bis ins Klassenzimmer fährt. Das Ergebnis: Die Straßenverkehrsbehörde misst, beobachtet, schreibt Protokolle – und am Ende bleibt alles, wie es ist. Denn bekanntlich sind in Deutschland drei Dinge unantastbar: Grundgesetz, Grundschulen und Grund des Vordermanns beim Einparken.
Ö 3: Jugendhilfe-Umfrage – Statistisches Sudoku
Ein externes Büro hat abgefragt, wie es um die Jugendhilfe an Grundschulen steht. Ergebnis: Je ärmer das Viertel, desto mehr Pädagogen. Aha! Wer hätte gedacht, dass man dort, wo Chaos herrscht, mehr Erwachsene braucht, die „Stopp-Regel“ erklären? Die Präsentation gleicht einem pädagogischen Sudoku: viel buntes Papier, viele Schaubilder – und am Ende doch keiner schlauer. Aber hey, es gibt ein Glossar. Damit jeder weiß, dass „pädagogische Fachkraft“ auch „Menschen mit Klemmbrett“ meint.
Ö 4: OGS-Rechtsanspruch – die Zukunft der Nachmittagsbetreuung in Goldfolie verpackt
Ab 2026 gilt in Ahlen: Kein Kind bleibt mehr nach der vierten Stunde auf der Straße stehen – der Rechtsanspruch auf Ganztagsplätze tritt in Kraft. Und die Verwaltung verkauft es, als hätte sie gerade das iPhone erfunden.
Die Zahlen hören sich schon nach einer kleinen kommunalen Mondlandung an: Über zwei Millionen Euro Fördermittel fließen in Bauprojekte, mit denen Schulstandorte endlich die Quadratmeter kriegen, die man braucht, um Kinder gleichzeitig zu betreuen und trotzdem noch Tische aufzustellen. Man baut, man plant, man rechnet – und alle tun so, als hätten sie die Statik schon im Griff.
Die Infoveranstaltungen mit Schulleitungen und Trägern? Natürlich ein voller Erfolg. Da wurde nicht gestritten, sondern „Synergien geschaffen“. Das klingt zwar wie eine PowerPoint-Folie mit ClipArt, heißt aber übersetzt: Man hat sich darauf geeinigt, dass es auch in Zukunft Ferienbetreuung, Personal und eine schöne Kooperationsvereinbarung geben soll. Und zwar mit so viel Harmonie, dass man fast schon einen Imagefilm drehen könnte.
Das Beste aber: Ahlen ist nicht nur im Soll, sondern sogar ein Stück drüber. Während andere Kommunen noch überlegen, ob man Kindern beim Mittagessen überhaupt Messer geben darf, hat Ahlen längst Standards geschaffen, die über das Landesminimum hinausgehen. Luxus-Ganztag light, wenn man so will – mit städtischem Zuschuss, damit die Sache nicht nach Discounter aussieht.
Die Botschaft: Wir sind bereit. OGS wird nicht zur Notlösung, sondern zur kommunalen Komfortzone. Eltern können also beruhigt sein: Wenn das Kind ab 2026 nach Hause kommt, dann mit Hausaufgaben, Mittagessen und vielleicht sogar WLAN. Und das alles erlasskonform.
Ö 5: Schulabsentismus – Wo ist Kevin?
Seit 2023 gibt es eine Kontaktstelle für Schulschwänzer. Aufgabe: herausfinden, warum Kinder lieber Fortnite zocken als Mathe pauken. Erste Erkenntnis: weil Fortnite spannender ist als Mathe. Die Fachkraft sucht jetzt passgenaue Hilfsangebote. Sprich: ein Mix aus Nachhilfe, Gesprächen und „wir reden mal ernst mit dir, junger Mann“. Dass das Ganze im JUK-Haus angesiedelt ist, hat Charme: Dort trifft man die Schwänzer wenigstens direkt beim Kickern.
Ö 6: Schulnetz – WLAN, das Hoffnung macht
Man muss es neidlos anerkennen: In Ahlen wird Digitalisierung nicht länger als ferne Zukunftsvision behandelt, sondern als handfeste Baustelle mit Kabelsalat. Gleich 15 Schulstandorte sind inzwischen ans pädagogische Netz angeschlossen – und das bedeutet nicht nur WLAN, sondern auch die revolutionäre Möglichkeit, dass Beamer nicht mehr nach einer halben Stunde in Rauch aufgehen.
Ja, die Martinschule kämpft noch mit Baustellenromantik („Isolierung prüfen, Decken erneuern, und vielleicht einen Schatz im Mauerwerk finden“), aber immerhin: Man hat einen Plan. Und Pläne sind in der Kommunalpolitik das, was Einhörner für Kindergeburtstage sind – selten, aber wenn sie auftauchen, ist die Stimmung sofort besser.
Die Verwaltung klopft sich zurecht auf die Schulter: Seit 2018 zieht sich das Projekt durch, und siehe da – aus Kabeln wurden Netze, aus Netzen wurden Strukturen, und aus Strukturen wird irgendwann vielleicht sogar stabiles Internet. Die Stadt lobt die eigene Strategie, Fördergelder wurden geschickt abgegriffen, und die IT-Arbeitsgruppen haben das geschafft, woran so mancher Mittelständler scheitert: nicht aufgeben.
Kurz gesagt: Ahlen hat es geschafft, die Kreidetafel in den wohlverdienten Vorruhestand zu schicken. Und das ist fast schon eine Kulturrevolution.
Ö 7: Kultureller Sommer – das Open-Air-Bingo
Rückblick auf den Sommer: Konzerte, Theater, Straßenfeste. Oder wie die Verwaltung es nennt: „vielfältige Angebotsstrukturen“. Besonders vielfältig war der Regen, der jedes zweite Event zur Gummistiefelparade machte. Trotzdem: Man feiert sich. Denn nichts zeigt den Kulturreichtum einer Stadt so sehr wie der fünfte Auftritt derselben Coverband auf drei verschiedenen Plätzen.
Ö 8: Verschiedenes – das Bermuda-Dreieck der Politik
Zum Schluss kommt wie immer „Verschiedenes“. Hier verschwinden Ideen, die keiner hören will, und Beschwerden, die keiner bearbeiten möchte. Ein bisschen so wie der Korb voller Elternbriefe im Schulsekretariat: keiner liest’s, aber Hauptsache, es ist abgeheftet.
Ahlen rockt den Bildungs- und Kulturzirkus
Am Ende bleibt der Eindruck: In Ahlen wird nicht nur verwaltet, da wird Zukunft mit Ansage gebastelt. Ja, es gibt Formulare, Excel-Tabellen und Arbeitsgruppen, die länger dauern als ein Tatort-Sonntag. Aber unterm Strich steht da ein Plan, der sich sehen lassen kann: OGS-Plätze, die nicht wie Notlager aussehen, digitale Netze, die tatsächlich funktionieren, und Kultur, die mehr ist als ein Blaskonzert auf dem Marktplatz.
Natürlich bleibt die Satire nicht auf der Strecke – wer die Ahlen’sche Sitzungsrealität kennt, weiß: Zwischen „wir prüfen“ und „wir beschließen“ liegen oft Welten. Aber immerhin prüft und beschließt man in die richtige Richtung. Statt Stillstand gibt es Bewegung, statt Minimalstandard sogar Extras.
Kurzum: Ahlen hat es geschafft, den Spagat zwischen Kleinstadt-Charme und Zukunftsorientierung hinzukriegen – zumindest auf dem Papier. Und wenn die Pläne wirklich so umgesetzt werden, wie sie klingen, dann könnte die Stadt schon bald vom Running Gag der Provinz zur Pointe mit Happy End werden.