Wenn der E-Scooter zum Western wird – Bremen zwischen Schnäppchenjagd und Straßensaga
Die beiden Jungs, zarte 12 und 13 Jahre alt, wollten einfach nur ein bisschen Mobilität. Ein E-Scooter sollte her – ein Traum aus Aluminium, Gummi und falschen Reichweitenangaben. Sie verabredeten sich über eine dieser Verkaufsplattformen, bei denen jeder weiß: Hier findest du echte Schnäppchen… oder echte Probleme.
Am Treffpunkt angekommen, warteten sie vermutlich noch optimistisch darauf, dass gleich ein freundlicher Verkäufer erscheint, ihnen den Scooter präsentiert und vielleicht sogar erklärt, wie man die Geschwindigkeitssperre entfernt.
Stattdessen tauchten zwei maskierte Gestalten auf, ungefähr 17 bis 18 Jahre alt – also in dem Alter, in dem man theoretisch vernünftige Entscheidungen trifft, praktisch aber lieber Dinge tut, die nachher in Polizeiberichten stehen.
Die beiden Täter forderten Bargeld. Und zwar nicht mit einem höflichen „Guten Tag, einmal das Geld bitte“, sondern in der Variante „Actionfilm-Level 2“: Einer der Maskierten soll eine Schusswaffe auf den 12-Jährigen gerichtet haben, während der andere die Jackentaschen durchsuchte – vermutlich mit der Liebe zum Detail eines Finanzbeamten kurz vor Feierabend.
Das Duo nahm die Beute und flüchtete anschließend vom Tatort, wahrscheinlich mit dem Stilgefühl von Leuten, die glauben, sie seien gerade in einem Gangsterfilm – aber eher in einer Low-Budget-Produktion mit wackliger Kamera und schlechter Beleuchtung.
Die Polizei sucht nun Zeugen. Klar, denn irgendwo müssen diese zwei Hobby-Gauner ja hin sein – wahrscheinlich in Richtung „Das war aber keine gute Idee“-Land.
Doch die ganze Geschichte wirft nebenbei auch Fragen auf:
Warum ausgerechnet Kinder?
Warum ein E-Scooter?
Warum eine Waffe?
Warum denkt niemand daran, dass man heutzutage auch gefälschte Profile sperren könnte?
Im Bundesdurchschnitt gilt der E-Scooter ja schon als Symbol für Chaos im Straßenverkehr. Aber dass er jetzt auch noch als Magnet für maskierte Möchtegern-Banditen dient, ist eine neue Dimension.
Nach der Szene könnte man meinen, Bremen habe einen Soft-Reboot der „Panzerknacker“ gestartet – aber eben mit weniger Humor und mehr Anzeige.
Bleibt zu hoffen, dass der mutige 12-Jährige und sein Kumpel das Ganze irgendwann als schlechte, aber lehrreiche Anekdote verbuchen können:
Merke: Wer online ein Schnäppchen sucht, landet manchmal in einer Bonusmission, die nicht im Angebot stand.
Bis dahin wird die Polizei ermitteln, die Täterbeschreibung verbreiten und hoffen, dass jemand etwas gesehen hat. Mit etwas Glück werden die beiden Räuber bald geschnappt – und können dann erklären, was genau sie an „E-Scooter verkaufen“ nicht verstanden haben.