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Wenn der Kulturrucksack in die Klötzchenwelt stolpert

Ahlen hat’s wieder getan. Die Stadt hat einen Weg gefunden, digitale Welten und echte Holzklötze zu einem pädagogischen Power-Cocktail zu verrühren, der irgendwo zwischen „Minecraft trifft Werkunterricht“ und „Kunst mit Splintholz und Wahnsinn“ liegt.

Wenn der Kulturrucksack in die Klötzchenwelt stolpert

Die städtische Koordinierungsstelle Kulturelle Bildung (das klingt schon so seriös wie ein Zaubertrank aus Verwaltung & Vision) lädt zusammen mit dem JuK-Haus zu einem Workshop ein, der beweist: Kreativität braucht keine Grafikkarte – nur einen Satz Holzklötze, etwas Farbe und die Fähigkeit, sich nicht in die Finger zu bohren.

Am ersten Novemberwochenende werden dort Kinder zwischen 10 und 14 Jahren zu Baumeistern, Künstlern und vielleicht auch ein bisschen zu Architekten des guten Geschmacks – oder des völligen Chaos. Denn statt Pixeln gibt’s jetzt Späne, statt Mausklicks Holzleim. Die Aufgabe: baue deine eigene Minecraft-Figur, aber diesmal nicht aus Bits, sondern aus Brettern. Willkommen im Real-Life-Crafting, Version 1.0 – inklusive Holzgeruch, Pinselstrichen und dem unvermeidlichen „Oh nein, ich hab’ die Farbe verschmiert!“.

Natürlich wird das Ganze pädagogisch begleitet, denn Kreativität ist bekanntlich nur dann genehmigt, wenn sie offiziell gefördert wird. Also dürfen die Kids sich „frei entfalten“ – aber bitte nur zwischen 16 und 19 Uhr am Freitag und 15 bis 18 Uhr am Samstag. Alles andere wäre zu viel Freiheit für ein Wochenende.

Das Schönste: Niemand muss malen können. Vorkenntnisse? Fehlanzeige! Talent? Wird vor Ort improvisiert. Hier zählt allein die Fantasie – oder, wie man in der Verwaltung sagt: „individuelle Ausdruckskraft im Rahmen der Förderkulisse“.

Ob die entstehenden Figuren später aussehen wie echte Minecraft-Avatare oder eher wie kubistische Albträume, bleibt offen. Hauptsache, die Kinder haben Spaß, und die Eltern haben drei Stunden Freizeit. Und wer weiß – vielleicht entsteht dabei ja die erste Holzfigur, die in 20 Jahren im Stadtmuseum als „digitale Frühphase der Ahlener Holzkunst“ gefeiert wird.

Selbstverständlich ist das Ganze kostenlos, denn Kultur soll kein Luxus sein. Eine Anmeldung per E-Mail genügt – die moderne Form des Bauplans also. Und wer sich jetzt fragt, warum man in Zeiten von Virtual Reality ausgerechnet mit Holz bastelt: Ganz einfach – das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW fördert es. Und wenn das Ministerium etwas fördert, dann muss es gut sein.

Denn so wie früher der Malkasten Pflicht war, ist heute der Kulturrucksack das Symbol kultureller Aufgeschlossenheit. Da steckt alles drin: Farbe, Fantasie – und ein bisschen Verwaltungszauber.

Kurz gesagt: Hier entsteht kein Minecraft-Server, sondern eine echte Bastel-Revolution mit Holzhammer und Herz. Und wenn alles klappt, sieht man demnächst in Ahlen nicht nur digitale Creeper, sondern auch analoge – mit Pinsel in der Hand und Farbe im Gesicht.

Ein Workshop also, bei dem sich zeigt: Kultur kann cool sein, auch wenn sie nach Holzleim riecht.