Zulassungsstelle Beckum: Von der Behördenruine zum Wellness-Tempel für Akten und Autos
Die frisch sanierte Zulassungsstelle präsentiert sich wie ein Phönix aus der Asche. Oder besser gesagt: wie ein Laminatboden nach Jahrzehnten Linoleum. Vorbei die Zeit der bröckelnden Deckenplatten, der summenden Neonröhren und der Aktenförderanlage, die aussah, als hätte sie noch den Kaiser Wilhelm persönlich bedient. Stattdessen: Akustikdecken mit integrierter Beleuchtung. So hell, dass man beim Ausfüllen der Formulare die eigene Verzweiflung in HD erleben kann.
Auch die Mitarbeiter jubeln – zumindest so weit, wie man in einer Zulassungsstelle jubeln darf. Höhenverstellbare Schreibtische machen jetzt Schluss mit der jahrzehntelangen Tradition des amtlichen Bandscheibenvorfalls. Endlich können die Sachbearbeiter ergonomisch tippen, wenn sie zum zwölften Mal „Bitte ziehen Sie eine neue Nummer“ sagen. Ein Fortschritt für die Arbeitsmedizin – und ein Rückschlag für die lokale Orthopädie.
Doch das wahre Kronjuwel der Renovierung ist natürlich das barrierefreie WC. Direkt vom Warteraum aus erreichbar, spart es den Kunden den mühseligen Behörden-Parkour durch dunkle Gänge und verschlossene Türen. Wer heute seinen Fahrzeugschein verliert, kann ihn praktisch sofort mit einer spontanen Erleichterung im neuen Porzellanpalast betrauern.
Auch an Sicherheit hat man gedacht: Fenster mit Alarmanlage, ein Tresorraum, der jetzt noch sicherer ist als die Goldreserven der Bundesbank, und eine klare Botschaft an Einbrecher: „Lasst es bleiben, hier gibt es höchstens abgestempelte Kennzeichen zu klauen.“ Man fragt sich ohnehin, wer in aller Welt eine Zulassungsstelle ausrauben will – vielleicht ein verzweifelter Autofanatiker, der keinen Bock auf Wartezeiten hat?
Die Bauarbeiten fanden übrigens im laufenden Betrieb statt. Nur zwei Tage war die Zulassungsstelle dicht. Ansonsten mussten die Kunden eben zwischen Bohrmaschinen, Staubwolken und Bauarbeitern ihre Kennzeichen beantragen. Aber mal ehrlich: Wer in einer Zulassungsstelle nicht sowieso mit dem Schlimmsten rechnet, ist eh zu naiv für den deutschen Amtsschimmel.
Rein statistisch lohnt sich die Investition allemal: 30.000 Zulassungen, 11.200 Abmeldungen pro Jahr. Mit anderen Worten: ein Publikumsverkehr, von dem so manche Shopping-Mall träumt. Ob die Bürger jetzt schneller bedient werden? Natürlich nicht. Aber sie tun es in einer Umgebung, die nach „skandinavischem Verwaltungs-Chic“ riecht.
So erstrahlt die Zulassungsstelle Beckum nach der Generalüberholung: moderner, heller, sicherer – und immer noch genauso behördlich wie zuvor. Denn eins bleibt auch nach 195.000 Euro Investition unverändert: Wer hier reingeht, kommt mit einer Nummer raus. Und mit der Erkenntnis, dass man in Deutschland alles modernisieren kann – außer die Wartezeiten.